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"Das ist ein hochemotionales Thema"

Samtgemeindebürgermeisterin Claudia Kalisch spricht sich für die Ganztagsschule aus und verwahrt sich gegen Vorwürfe der AfD 

Amelinghausens Samtgemeinebürgermeisterin Claudia Kalisch. Foto: nghAmelinghausen, 16.03.2018 - Amelinghausen soll eine Ganztagsschule bekommen, aber erst zum Schuljahr 2019/2020. "Die Einführung zum Schuljahr 2018/2019 ist vom Tisch", erklärte Samtgemeindebürgermeisterin Claudia Kalisch gegenüber LGheute. Sie verwahrt sich zugleich gegen den Vorwurf des Amelinghausener Landtagsabgeordneten Stephan Bothe (AfD), der ihr in dieser Frage "dreisten Wortbruch" vorgeworfen hat. Er kritisiert, dass die Ganztagsschule kommen soll, obwohl in einer Befragung nur 54 Prozent der Eltern dies gefordert haben, die Samtgemeindebürgermeisterin zuvor aber eine Zustimmung von 80 Prozent als Voraussetzung für die Einführung der Ganztagsschule genannt habe. 

"Die 80 Prozent stammen nicht von mir, sondern von der Landesschulbehörde, die damit aber keine Vorgabe, sondern lediglich eine Orientierung abgegeben hat", sagt Claudia Kalisch im LGheute-Gespräch. Inzwischen aber gebe es eine neue Landesregierung und auch neue Vorgaben der Landesschulbehörde, welche die Samtgemeinde Amelinghausen erfülle. Sie selbst sehe in dem Ergebnis von 54 Prozent Zustimmung der befragten Eltern ein deutliches Votum pro Ganztagsschule, dem sie sich nicht versperren könne. Gleichwohl wisse auch sie, dass dies ein "hochemotionales Thema" ist. Deshalb habe es auch zwei Info-Abende gegeben, bei denen ausführlich über die Einführung der Ganztagsschule gesprochen wurde. Wegen der zunächst versprochenen 80-Prozent-Hürde habe sie mit dem Samtgemeinderat im vergangenen November die Einführung zum Schuljahr 2018/2019 aber "begraben".

 "Der Druck von unten nimmt weiter zu"

Allerdings sei schnell klar geworden, dass das Thema noch nicht vom Tisch sei, "denn ohne eine Ganztagsschule droht die Gefahr, dass wir auf einen Großteil der Fördermittel, die wir jetzt noch bekommen, verzichten müssen", erklärt Kalisch. Dies seien zum Beispiel Mittel für die Schulsozialarbeit, die aber ab 2019 an den Willen der Schule und die Schulform einer Ganztagsschule gebunden seien. 

Als "viel schwerwiegender" sieht Kalisch den wachsenden Bedarf einer Ganztagsschule. "Der Druck von unten nimmt weiter zu", sagt die Samtgemeindebürgermeisterin mit Blick auf die Kinder, die bereits jetzt ganztäglich in den Kindergärten untergebracht würden und deren Anzahl schon aufgrund der geplanten Kita-Gebührenfreiheit wachsen werde. "Die Eltern wollen und können ja nicht plötzlich aufhören zu arbeiten, nur weil sie nicht wissen, wo sie ihre Kinder unterbringen sollen, sobald sie in die Schule kommen." Zwar bieten die Schulen der Samtgemeinde bereits eine nachschulische Betreuung an, eine pädagogische Hausaufgabenbetreuung werde für berufstätige Eltern "zum Erhalt der Chancengleichheit ihrer Kinder" zunehmend wichtig.

Klar sei aber auch, dass es sich bei dem Konzept, das jetzt zur Diskussion stehe, um eine Form handele, die den lokalen Strukturen angepasst sei, da sie als teilgebundene Ganztagsschule nur an drei Tagen und dann auch nur bis 14.30 Uhr stattfinde. "Damit sollen die besonderen Bedingungen, die wir mit unserer dörflich geprägten Struktur in der Samtgemeinde haben, berücksichtigt werden", erklärt Kalisch. Eine offene Ganztagsschule, wie sie auch von Teilen der Eltern gefordert werde, nannte sie eine "Verschlimmbesserung", weil der Verwaltungsaufwand in keinem sinnvollen Verhältnis zum Ergebnis stünde und sich das Kollegium geschlossen dagegen ausgesprochen habe.

 

Thema erneut im Schulausschuss

Der Samtgemeinderat will das Thema nun erneut aufgreifen, um Eltern noch vor dem nächsten Einschulungstermin Klarheit zur künftigen Ausrichtung der Grundschule Amelinghausen zu verschaffen. Aufgrund des Unmuts einiger Eltern, die sich auf dem Weg nicht mitgenommen fühlten, wird es nach den Osterferien einen erneuten Schulausschuss am 5. April – dann in der größeren Schulaula – vor der abschließenden Entscheidung im Samtgemeinderat am 10. April geben. 

Einen erneuten Info-Abend lehnt sie indes ab, "das müssen wir uns nicht noch einmal antun", erklärt Kalisch unter Hinweis auf zum Teil sehr heftige Vorwürfe und Schmähungen von Gegnern der Ganztagsschule, denen sie und andere aus Politik und Verwaltung sich in den vergangenen Wochen ausgesetzt sahen. 

 

 

Kommentare  
Nichts ist so wichtig wie der Zusammenhalt der Familie. Meine eigene Erfahrung bei der Erziehung meines Sohnes war genau das. Soll heißen das es auch ohne GTS ging. Warum nur sollen die Familienstrukturen keinen Bestand mehr haben? Dank der Großeltern und anderen Familienmitgliedern, konnte unsere Vorstellung von Erziehung gemeinsam gestaltet werden. Schule ist natürlich wichtig. Aber bitte nicht als GTS. Meinem Sohn hat es viel gegeben. Nicht nur Vorbilder in der Familie, auch Fußball im Verein und Zeit für Freundschaften waren da noch möglich. Auch das brauchen Kinder und Jugendliche um dann als Erwachsener ausgeglichen zu sein. Darum Familien stärken mit der klassischen Schulbildung. Hiermit einen lieben Dank für die Großeltern und den anderen der Familien.
Eine offene Form der Ganztagsschule ist der Schlüssel zum Erfolg
Es wird immer von Kommunikation und Information seitens der Verwaltung und Schule gesprochen. Mein offener Brief an Frau Kalisch z.B. blieb bis heute ohne Reaktion und Antwort. Die Eltern des Kindergartens sind nur sehr begrenzt, wenn überhaupt, informiert worden.Ich glaube schon, das Frau Kalisch sich das antun muss, verantwortungsvolle und zugleich besorgte Eltern nochmals anzuhören. Keiner ist gegen die Ganztagsschule ganz im Gegenteil ,sondern wir sind gegen die Einrichtung einer teilgebundenen Form. Das Wort " Verschlimmverbesserung " macht deutlich in welcher katastrophalen Art und Weise ideologisch über
dieses brisante Thema diskutiert wird. Frau Kalisch heizt die unsachliche Diskussion mit Ihren Äußerungen noch weiter an. Eltern wollen gerade in der Zeit des Übergangs mitgestalten und dabei sein. Hier soll wieder etwas auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden, und gute Argumente hört man nicht mehr.
Einen erneuten Info-Abend lehnt Frau Kalisch mit den Worten:“Das müssen wir uns nicht antun“ab.Was bedeutet diese Auskunft?Die Meinungen,die Fragen und die Bedenken der Eltern bezugnehmend der Einrichtung welcher Form einer GTS,sind der Bürgermeisterin egal ?Werden die Eltern,die am 05.04.auf deSchulausschussitzung anwesend sind,sich überhaupt zu diesem Thema äussern dürfen?Beschlossen ist beschlossen,entweder eine teilgebundene GTS oder überhaupt keine GTS.Wieso sperrt sich die SG Bürgermeisterin sowie der gesamte SG-Rat gegen die Einrichtung einer offenen GTS.In einer offenen GTS würden weniger Lehrer und Pädagogen benötigt,da ja nie alle Schüler zeitgleich nachmittags in der Schule sind-es wäre also kosten sparend!Wo bleibt das Verständnis des Rates der SG für die Fragen und Bedenken der Eltern.Mit eigener offenen GTS wären alle Beteiligten zufrieden gestellt,die Eltern die Betreuung wünschen würden sie bekommen.Der Schulträger bekommt seine Fördermittel.Also bitte Info für Eltern.
Und das ist genau der Unterschied zwischen verantwortungsvoller - und verantwortungsloser Politik. Wären die Sorgen und berechtigten Ängste der Eltern Frau Kalisch wichtig, würde sie nochmal eine offene Diskussion über eine offene oder eine teilgebundene Ganztagsschule führen. Das tut sie aber nicht, weil sie Angst hat vor einem Ergebnis, bei dem die meisten Eltern eine teilgebundene Ganztagsschule ablehnen, einer offenen Ganztagsschule hingegen positiv gegenüberstehen. Frau Kalisch spricht von einer Verschlimmbesserung, wobei die Realität ist, dass 77% der Ganztagsgrundschulen in Niedersachsen offene Ganztagsschulen sind. So schlecht kann das Konzept einer offenen Ganztagsschule also nicht sein. Eine offene Ganztagsschule war weder Diskussionsgegenstand, noch wurde ihre Einrichtung überhaupt in Betracht gezogen. So macht man Politik gegen die Eltern und Kinder.
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