06.10.2021 - Medienschelte von den Medien? Das hat man nicht alle Tage. Wenn überhaupt, dann wagt es vielleicht mal ein Politiker, der nicht mehr viel zu verlieren hat, Kritik an der veröffentlichten Meinung vorzutragen. Nun aber ist es die Redaktion der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", die sich kritisch über Kollegen aus den anderen Redaktionen äußert. Anlass ist die überraschend hohe Zustimmung, die die FDP bei der jüngsten Bundestagswahl seitens der Erstwähler erfahren hat.
"Was erlauben sich diese Jungwähler?", lautet die ironisch-provokante Überschrift, die FAZ-Redakteur Michael Hanfeld für seinen Kommentar zum plötzlichen Erstaunen der Medien über das Wahlverhalten vieler Jungwähler, sprich; deren Entscheidung, ihre Stimme der FDP und nicht den Grünen zu geben, gewählt hat. "Da hat man in der journalistischen Blase wohl etwas nicht mitbekommen", folgert Hanfeld, der sich verwundert darüber zeigt, dass die meisten Medien diese Entwicklung offenbar nicht auf dem Schirm hatten.
Den Grund für die gestiegene Attraktivität der FDP bei den Erstwählern erklärt Hanfeld so: "Zwischen FDP und Grünen liegen nämlich Welten." Während Letztere einen "staatlich verordneten gesellschaftlichen Wandel" anstrebten, sei der Ansatz der FDP "das Individuum mit seinen Freiheitsrechten". Und gerade deshalb hätten junge Wähler "die Liberalen auserkoren und nicht die Grünen, die SPD oder die Union".
Hanfeld geht sogar noch einen Schritt weiter: Wer die Liberalen gewählt hat, setze das Zeichen, dass nicht alle zur "Generation Greta" gehören und mit "Fridays for Future oder dem blauhaarigen CDU-Zerstörer auf Youtube (gemeint ist Medien-Liebling Rezo; Anm.d.Red.) verrechnet" werden wollen.
Hanfeld spielt damit auf eine Äußerung von Robin Alexander an. Der "Welt"-Journalist hatte tags zuvor in der ARD-Sendung "Hart aber fair" über die Erstwähler, die ihre Stimme der FDP gegeben haben, gesagt: "Denen gehen ihre rot-grünen Lehrer, die rot-grünen Medien und die ganze Fridays-for-Future-Beschallung auf die Ketten."
Alle Achtung! Wer hätte gedacht, solche Äußerungen in führenden deutschen Tageszeitungen zu finden.