Die Bevölkerung in Niedersachsen wird deutlich sinken – in den Kommunen scheint das noch nicht angekommen zu sein
Hannover, 15.12.2025 - Wenn Kommunalpolitiker für die Zukunft planen, geht es zumeist zu wie bei den Olympischen Spielen: Größer, schöner, teurer. Passendes Beispiel ist die Gemeinde Adendorf, die gerade eine neue Sport-Kita bekommt. Für acht Millionen Euro – Planungsstand zu Beginn der Arbeiten – entsteht dort auf 4.000 Quadratmetern ein Hort für zwei Kita- und zwei Kindergartengruppen – viel Geld für eine hochverschuldete Gemeinde. Doch braucht man das auch in ein paar Jahren noch? Stastische Erhebungen wecken Zweifel.
Die Einwohnerzahl von Niedersachsen wird sich unter Berücksichtigung "moderater demografischer Entwicklungen" bis zum Jahr 2070 um etwa 11 Prozent entsprechend 890.000 Personen im Vergleich zum Jahr 2024 mit rund 8 Millionen Einwohnern reduzieren, teilte das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) kürzlich mit. Demnach könnten im Jahr 2070 mit rund 7,1 Millionen Personen somit wieder so viele Menschen in Niedersachsen leben wie dann zuletzt 100 Jahre zuvor im Jahr 1970. So lautet eine Variante der möglichen zukünftigen Bevölkerungsentwicklung für Niedersachsen, die am 11. Dezember vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht wurde.
Der vorausberechnete Bevölkerungsrückgang wird laut LSN im Wesentlichen von den Annahmen über die Nettozuwanderung aus dem Ausland beeinflusst. Abhängig vom angenommenen Außenwanderungssaldo für Niedersachsen schwankt der Bevölkerungsrückgang zwischen 3,9 Prozent (hoher Wanderungssaldo) und 18,4 Prozent (niedriger Wanderungssaldo) bei moderater Entwicklung der Geburtenrate und Lebenserwartung.
◼︎ Konsequenzen auch für den Wohnungsbau
Diese Entwicklung dürfte auch den kommunalen Wohnungsbau treffen. Denn nicht nur ein Rückgang bei der Zuwanderung schlägt hier zu Buche, auch das naturgemäß einsetzende Abschmelzen der sogenannten Alterspyramide, bedingt durch die Babybommer-Generation, wird dazu führen, dass in absehbarer Zeit mehr Wohnraum zur Verfügung steht als tatsächlich benötigt wird. Schon jetzt sehen Immobilien-Experten erste Anzeichen insbesondere im ländlichen Bereich für diese Entwicklung. Nicht wenige der in den kommenden Jahren zahlreich auf den Markt kommenden ererbten Einfamilienhäuser werden vermutlich keinen Käufer mehr finden. Davon ist derzeit in den meisten Kommunen allerdings noch nichts zu hören.

