29.07.2025 - Kontroverse Themen sind das (Über-)Lebenselixier jedes halbwegs kritischen Journalismus'. Dabei spielt es keine Rolle, wo die Themen verortet sind: Ob Tageszeitung, Wochenmagazin, Lokal- oder Fachblatt – die Gegenüberstellung gegensätzlicher Standpunkte sind nicht nur für die Meinungsfindung der Leserschaft wichtig, sie sind auch Pflicht jedes Redakteurs, der sein Volontariat nicht nur zur Selbstfindung absolviert hat. Beim Deutschlandfunk gilt das offenbar nicht. Immer wieder werden in dem staatlich finanzierten Sender Meinungsbeiträge veröffentlicht, die jede Ausgewogenheit vermissen lassen – also gerade dort, wo sie am ehesten verlangt werden dürfen. Ein heute gesendeter Beitrag zur Entwicklungshilfe verdeutlicht das anschaulich.
Irgendwann auf halber Strecke zwischen 18.10 und 18.40 Uhr, der Sendezeit, die im Deutschlandfunk traditionell "Informationen am Abend" heißt, bekommt das Wort Frau Böselager, Journalistin beim Deutschlandfunk. Und sie steigt in ihrem Drei-Minuten-Beitrag mit dem Titel "Diskussion um Entwicklungsetat" auch gleich mit der Botschaft ein, die ihren Beitrag konsequent durchziehen wird: "Die humanitäre Hilfe versorge Menschen weltweit mit dem Notwendigsten zum Überleben – so steht es in einem Appell an die Bundesregierung, den über ein Dutzend Hilfsorganisationen unterzeichnet haben."
Im Folgenden aber lässt Frau Böselager keinen Zweifel daran, dass es ihr in ihrem Beitrag nicht um einen Appell an die Bundesregierung, sondern vielmehr um eine Anklage der Bundesregierung geht. Denn die "Hilfsorganisationen" – also NGOs – kritisieren die Pläne für den Haushalt 2026, den Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) morgen vorstellen will. Grund der Einlassung: Bereits für den Haushalt 2025 soll der Etat für die Entwicklungshilfe von 11,2 auf 10,3 Milliarden (!) Euro gekürzt werden. Die Kritik der NGOs: Bereits erreichte Erfolge der Entwicklungshilfe würden dadurch zunichte gemacht, etwa im Gesundheitsbereich, wo die Polio-Erkrankungen weltweit drastisch zurückgegangen sind.
Um das zu verdeutlichen, lässt Frau Böselager ausführtlich Lisa Ditlmann, die Deutschland-Direktorin der "entwicklungspolitischen Organisation 'One'", zu Wort kommen. Ihr Argument: Eingedämmte Krankheiten wie Polio, also Kinderlähmung, könnten sich wieder ausbreiten, wenn nicht weiter Geld fließt. Und weil das Argument vielleicht noch nicht reicht, zieht sie auch gleich noch die "Trump"-Karte: Weil der US-Präsident die Entwicklungshilfe streicht, würden jetzt auch andere Staaten nachziehen – "ein Domino-Effekt", so Ditlmann. Auf den Gedanken, dass die anderen Staaten – genannt wird hier Großbritannien – zu eigenen Erkenntnissen und Entscheidungen fähig sein könnten, kommt die NGO-Direktorin offenbar nicht.
Das muss Frau Ditlmann auch nicht. Schließlich gehört es zu ihrer vordringlichsten Aufgabe, dafür zu sorgen, dass weiter Geld in die Kasse ihrer Organisation kommt. Das aber ist definitiv nicht Aufgabe des Deutschlandfunks. Warum der aber innerhalb des gesamten Beitrags keine Sekunde opfert, um vielleicht mal beim Finanzministerium nachzufragen, warum das Entwicklungshilfe-Ministerium künftig mit etwas weniger Geld auskommen sollte – zumal wenn Krankheiten wie Polio aktuell offenbar kein Problem mehr sind –, stimmt mehr als nachdenklich. So bleibt der fade Nachgeschmack einer äußerst einseitigen NGO-Berichterstattung.
Was es nicht gibt, ist das intensive Aufzeigen wie und wo die Erfolge dieser jahrzehntelangen Arbeit – überprüfbar zu finden sind.
Eigenartig ist auch das es dem Qualitätsjournalismus noch nicht gelungen ist Leuchtturmprojekte dieser Arbeit zu finden sind.
Auch gibt es keine bekannten Fehleranalysen im wissenschaftlichen Bereich.
Wenn wir uns die Entwicklungen der letzten 70 Jahre in Technik/Medizin und Sozialen ansehen so sehen wir immer wieder schnellere Fortschritte. In der EZA-Arbeit stehen wir noch immer bei „bitte Spenden“ – privat oder staatlich.
Wann entwickelt sich endlich die EZA-Arbeit, und welche Rolle spielt dabei der Journalismus.
Gerhard Karpiniec
Münchendorf/Österreich