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Aufgelesen: Blindes Vertrauen

Ein Leipziger Forscher wagt eine steile These zum Umgang mit klassischen Medien

Foto: LGheute19.10.2021 - Wer dumm ist, vertraut den Medien nicht. So lautet verkürzt die Auffassung des Leipziger Medienwissenschaftlers Markus Beiler. Der Leiter des Zentrums für Journalismus und Demokratie und Direktor des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der dortigen Universität beklagt das Misstrauen seiner sächsischen Mitmenschen gegenüber den klassischen Medien. Nur: Warum ging dann gerade von Leipzig die Initialzündung für den Niedergang der DDR aus?

"Je weniger ich über Journalismus weiß, desto skeptischer sehe ich ihn", zitiert die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) den Wissenschaftler. Beiler beklagt dem Beitrag zufolge die "fortschreitende Digitalisierung und Umbrüche im Mediennutzungsverhalten" vor allem jüngerer Menschen, also deren Fixierung auf die "sozialen Medien".

Beiler nimmt damit Bezug auf eine Studie der Sächsischen Landeszentrale für Politische Bildung. Sie zeige, dass junge Menschen in Sachsen im Vergleich zu Älteren schlecht über Medien und Journalismus informiert sind. Für Medien-Forscher Beiler offenbar keine Überraschung, weil ja im Freistaat Sachsen "Pegida mit ihren Lügenpresse-Vorwürfen entstanden ist, die AfD, die hier bei Wahlen sehr erfolgreich ist, diese unsäglichen Vorwürfe ständig wiederholt, und weil hier die meisten Tätlichkeiten gegen Journalistinnen und Journalisten verübt werden". Wie hoch die Medienkompetenz in anderen Ländern ist, darüber sei nichts bekannt. 

Doch damit nicht genug. Der Leipziger Medienwissenschaftler sieht in der mangelnden Medienkompetenz junger Menschen sogar eine "Gefahr für Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt", wie es in dem Beitrag weiter heißt. Warum er dann aber einen Bezug zur Protestorganisation  Pegida herstellt, die bekanntlich kein Hort vornehmlich junger Menschen ist, bleibt unklar. 

Damit lässt Beiler zugleich einen weiteren Aspekt außer Betracht. Denn gerade die Ostdeutschen mit DDR-Vergangenheit wissen um die Manipulationsmacht der klassischen Medien. Wer wissen wollte, wie es tatsächlich in dem Land damals aussah, informierte sich überall, nur nicht bei Presse, Funk und Fernsehen.

Für seine indirekte Aufforderung, den klassischen Medien blind zu vertrauen, hätte Beiler bei Honecker und Co. viel Beifall erhalten. Widerspricht sie doch jeglichem Anspruch freier und aufgeklärter Menschen an eine demokratisch verfasste Gesellschaft. Aber vielleicht war es ja auch nur der Versuch Beilers, sich mit dieser Einlassung bei der Vergabe künftiger Forschungsmittel frühzeitig in Erinnerung zu bringen.