Auch Lokalzeitungen haben in Zeiten von Facebook und Co. eine Zukunft
21.10.2021 - Wohin geht der Journalismus? Dieser Frage geht derzeit die Lüneburger "Landeszeitung" (LZ) in einer groß aufgemachten Zukunftsserie nach. Die LZ treibt dabei die Frage um, wie die klassischen Medien, allen voran die Printmedien, auf den Druck durch Internet, Facebook und Co. reagieren sollen. Seit sie ihr Informations- und Meinungsmonopol verloren haben, sehen sie sich auf der Suche nach neuen Formen und Formaten des Journalismus. Dabei ist die Antwort ganz einfach: Guter Journalismus geht dahin, wo er schon immer hingegangen ist: zum Informationswert.
"Hund beißt Mann", das weiß nicht nur die BILD-Zeitung, holt keinen Leser hinter dem Ofen vor. "Mann beißt Hund" hingegen schon. Warum? Weil berichtet wird, womit nicht gerechnet wurde. Leser ewarten von ihrer Zeitung schließlich keine Bestätigung dessen, was sie ohnehin schon wissen, sondern wollen Informationszuwachs – "news value", wie es bei den Briten, im Land der Boulevard-Zeitungen, so schön heißt. Und dafür sind sie bereit zu zahlen.
Man muss also den Journalismus nicht neu erfinden, um seine Leser bei Laune zu halten. Schon gar nicht Lokalzeitungen. Ihr Vorteil ist ihre Exclusivität. Denn nur sie oder fast nur sie berichten, was in ihrem Verbreitungsgebiet passiert – vorausgesetzt, sie sind gut vernetzt und in der Lage, Information von Nicht-Information zu unterscheiden.
Problematisch aber wird es, wenn diese Exclusivität aus dem Ruder läuft, wenn Journalisten sich nicht mehr als Akteure innerhalb eines Systems, sondern als Teil desselben verstehen. Wer als Journalist von Plänen über eine geplante, aber von der Bevölkerung letztlich nicht gewollte Sportanlage am Dorfrand erfährt, darüber aber nicht berichtet, weil er Stillschweigen mit Politik und Verwaltung vereinbart hat, hat als Journalist etwas falsch verstanden. Die "Vierte Gewalt", als die sich die freie Presse so gern versteht, hat vor allem eine Kontrollfunktion – auch als Lokalzeitung.