header

Aufgelesen: Isabel Schayani

Eine ARD-Journalistin überzeugt in der Berichterstattung über den Ukraine-Krieg

Foto: LGheute15.03.2022 - Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk, also ARD, ZDF und Deutschlandfunk, hat auf diesem Portal in der Regel keinen guten Stand. Staatsnah, propagandistisch, meinungsvorgebend statt meinungsbildend – es gibt Vieles, wozu die Sendeanstalten Anlass für Kritik geben und was hier auch mit gebotenem Fleiß moniert wird. Und doch gibt es journalistische Lichtpunkte, die hoffen lassen. Eine davon ist Isabel Schayani.

Aufgefallen ist mir die ARD-Reporterin bei einer Live-Berichterstattung aus der Ukraine. Dort hatte sie einen Ort gewählt, der schon gleich zu Beginn des Krieges die Front markierte, vor der sich die ukrainische Gesellschaft neben den herannahenden russischen Panzern gestellt sah: den Bahnhof. Er kennzeichnete für die meisten den Ort, der für viele Hoffnung auf Flucht vor todbringenden Bomben, aber auch Abschied von Familie, Zuhause und Heimat war.

Isabel Schayani stand dort mit einem Mikrofon bestückt und berichtete: ohne Pathos, ohne emotionale Vorwegnahme und ohne übertriebene Anteilnahme an dem Schicksal der Menschen, das sie ohnehin nicht teilen kann. Und doch war ihre Reportage ergreifend – weil sie ehrlich war: durch das Beschreibende, durch das Berichten, durch die Interviews, die nicht mit den Worten begannen: "Wie fühlen Sie sich?"

Isabel Schayani aber war nicht nur vor Ort, sie war vor allem in der Situation und suchte sie auch zu erfassen. Ihre Fragen waren einfach, konkret, gerichtet, hatten einen Hintergrund und suchten nach Antworten, auch wenn es diese nicht immer geben konnte. Bei allem aber wandte sie sich immer auch direkt dem Betrachter vor dem Fernseher zu, band ihn damit ein und schuf so eine mitnehmende Nähe, die gerade durch ihre Distanziertheit besonders authentisch ist.

Am vergangenen Sonntag begegnete ich Isabel Schayani erneut, dieses Mal um 18.30 Uhr vor dem Fernseher beim "Weltspiegel", den sie an dem Abend moderierte. Und selbst aus der nüchternen Atmosphäre des Studios heraus vermochte sie beim Betrachter eine Stimmung zu erzeugen, die durch sinnfälliges Hinterfragen und Beschreiben des Gegebenen den Widersinn des Krieges offenbarten – ohne ihm seinen Schrecken und seine Sinnlosigkeit zu nehmen.

Sehr sehenswert.