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Ungewisse Zukunft für den "Johanneshof"

Pflegeheim in Köstorf von Insolvenz betroffen – Betrieb soll fortgesetzt werden

Der Johanneshof in Köstorf hat bereits eine wechselvolle Entwicklung hinter sich. Jetzt drohen erneut unsichere Zeiten. Foto: LGheuteKöstorf, 06.04.2023 - Unsichere Zeiten kommen auf die Bewohner und Mitarbeiter des Pflegeheims "Johanneshof" in Köstorf in der Samtgemeinde Dahlenburg zu. Wie LGheute erfuhr, hat der Träger des Heims, die Novent Holding GmbH in Dortmund, Insolvenz angemeldet. Betroffen sind davon bundesweit elf Heime, darunter der Johanneshof mit aktuell 32 Heimbewohnern. 

"Der Geschäftsbetrieb aller zur Unternehmensgruppe Novent gehörenden Häuser läuft uneingeschränkt weiter, die pflegerische Versorgung ist somit sichergestellt. Alle Leistungen an unsere Bewohner werden in der gewohnten Zuverlässigkeit erbracht", erklärt das Unternehmen. Auch die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter würden über die Insolvenzgeldvorfinanzierung für die Monate März bis einschließlich Mai sichergestellt. "Danach werden die Löhne und Gehälter wieder wie gewohnt aus dem Unternehmen gezahlt."

Bereits am 29. März hat Novent ein sogenanntes "vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung" beim zuständigen Amtsgericht in Dortmund angemeldet. Das Unternehmen will die damit verbundenen Sanierungs- und Restrukturierungsmöglichkeiten nutzen, um wieder Tritt fassen zu können. Die Verfahrenseinleitung sei erforderlich geworden, da den "strukturellen Herausforderungen für deutsche Alten- und Pflegeheime nicht mehr anders begegnet werden konnte", so das Unternehmen.

◼︎ Gehälter wurden verspätet gezahlt

Ob dies gelingen wird, ist aber ungewiss. Denn Novent ist wie die Pflegebranche insgesamt in Deutschland von einem anhaltenden Fachkräftemangel betroffen, wie das Unternehmen selbst bestätigt. Erschwerend komme das im September 2022 in Kraft getretene Tariftreuegesetz hinzu, das zu einer erheblichen Steigerung bei den Personalkosten geführt habe. Zudem hätten die gestiegenen Energie- und Sachkosten in den vergangenen Monaten die Liquiditätssituation zusätzlich belastet.

In der Köstorfer Belegschaft war eine solche Entwicklung bereits vermutet worden. Wie zu hören war, habe es in den vergangenen Wochen Unregelmäßigkeiten bei den eingehenden Zahlungen von Novent gegeben, auch Gehälter seien verspätet gezahlt worden, wie eine Mitarbeiterin berichtete.

◼︎ Auslastung deutlich unter 50 Prozent

Ohnehin hatte sich die jetzt zugespitzte Lage offenbar seit langem angekündigt. So sind von den 76 Heimplätzen weniger als 50 Prozent belegt. Seit Monaten stehe eine ganze Etage leer, die angeblich saniert werden soll, doch es passiere nichts, so die Mitarbeiterin. 

Es ist nicht das erste Mal, dass im "Johanneshof" die Alarmglocken läuten. Mehrfach schon gab es in den letzten Jahren einen Wechsel der Trägerunternehmen, und erst vor einem Jahr hatte Novent das Pflegeheim übernommen. 

Bei Novent gibt man sich zuversichtlich, schon bald wieder in die Spur zu finden. So soll neben dem jetzt eingeleiteten Sanierungsverfahren auchein  "Investorenprozess" der Unternehmensgruppe "fort- und erfolgreich umgesetzt werden", wie das Unternehmen betont. Was genau damit gemeint ist, war aber von der Unternehmensleitung nicht zu erfahren. Auch die Heimleitung in Köstorf war für Auskünfte nicht zu erreichen.