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Bando-Ausstellung lockt auch Japaner

Naruto-Delegation interessiert an Thema im Lüneburger Museum

Museumsdirektorin Prof. Dr. Heike Düselder erläutert der Delegation aus Naruto um Oberbürgermeister Michihiko Izumi Näheres zur Bando-Sonderausstellung. Foto: Stadt LüneburgLüneburg, 20.05.2017 - Dass Japaner nach Lüneburg kommen und sich hier über ein Lager informieren, das von den Japanern im Ersten Weltkrieg für deutsche Kriegsgefangene eingerichtet wurde, kommt nicht alle Tage vor. Möglicht macht es eine sehenswerte Ausstellung, der derzeit im Lüneburger Museum gezeigt wird. "Begegnungen hinter Stacheldraht" heißt die Ausstellung über das Gefangenenlager Bando, gestern wurde sie von der 22. Freundschaftsdelegation aus Lüneburgs japanischer Partnerstadt Naruto besucht. Zuvor hatte Oberbürgermeister Ulrich Mädge die Delegation im Fürstensaal des Rathauses begrüßt. 

Am Empfang nahmen auch Mitglieder der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Lüneburg um ihren Vorsitzenden Volker Geball teil. Neben dem internationalen Austausch steht das Gedenken an den 100. Jahrestag des Gefangenenlagers Bando im Ersten Weltkrieg im Mittelpunkt - das frühere Lager Bando, heute auf Narutos Stadtgebiet gelegen, gilt bis heute als Zeichen der Völkerverständigung zwischen Deutschland und Japan.

Der Besuch aus Naruto reiht sich ein in eine kleine Kette besonderer Ereignisse: Vor kaum einer Woche hatte Naruto sein 50-jähriges Stadtjubliäum gefeiert (15. Mai 2017), Oberbürgermeister Mädge hatte dazu per Videobotschaft gratuliert. In der kommenden Woche wiederum wird Mädge nach Japan fliegen, um dort gemeinsam mit der Stadt Naruto, der Präfektur Tokushima und dem Land Niedersachsen eine Erklärung zu unterzeichnen, die darauf abzielt, die Dokumente zu Bando in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufzunehmen.

Der ehemalige Ratsherr der Stadt Naruto, Yutaka Tabuchi, nahm den 100. Bando-Jahrestag zum Anlass, mit einem Spendenlauf für Kinder zu sammeln, die mit ihren Familien vor Krieg und Terror nach Lüneburg geflüchtet sind. Tabuchi übergab die gesammelten Spenden heute feierlich an den ehrenamtlichen Lüneburger Verein "KRASS vor Ort Lüneburg". Der Verein bietet seit mehr als einem Jahr für Kinder und Jugendliche aus den Gemeinschaftsunterkünften Ochtmissen und Bernsteinstraße Kunstprojekte an.

Die Hansestadt Lüneburg und die Deutsch-Japanische Gesellschaft dankten im Gegenzug mit einer Spende an Naruto für eine Bronzestatue des Oberst Matsue. Als Leiter des Gefangenenlagers Bando hatte Matsue für die Einhaltung der Menschenrechte der Gefangenen gesorgt und ihnen möglichst viel Raum zur Selbstverwaltung und -entfaltung gelassen. Entstanden ist daraus unter anderem die erste Aufführung von Beethovens Neunter Sinfonie in Japan, die dort bis heute eine besondere Bedeutung als "heimliche Nationalhymne" innehat – einen Eindruck davon hatte im März das Konzert im Zentralgebäude der Universität vermittelt. Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge betonte beim Empfang diese historische Verbundenheit der beiden Städte:  "Diese Spende ist Lüneburgs Geschenk an Naruto im Sinne des besonderen historischen Erbes."