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Eine irritierende Liebe

Vortrag über die Beziehung zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger

Martin Heidegger gehört zu den großen deutschen Philosophen. Foto: nghLüneburg, 04.05.2018 - Erstaunlich und für viele noch immer irritierend ist die lebenslange Liebesbeziehung zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger. Hannah Arendt – Jüdin, Antifaschistin, radikale Kritikerin totalitärer Herrschaft und Weltbürgerin mit einer unbestechlichen politischen Urteilskraft im Geist der Aufklärung – und Martin Heidegger: zum Antisemitismus neigend, begeisterter Nationalsozialist und provinzieller Kleinbürger mit einem schwärmerischen deutschnationalen Größenwahn? Wie diese Liebe zwischen den beiden deutschen Philosophen möglich war, darüber spricht Dr. Manfred Geier am 16. Mai im Ostpreußischen Landesmuseum.

Zu der Veranstaltung heißt es:
Die Geschichte dieser denkwürdigen Liebe begann im Wintersemester 1924/25 in Marburg/Lahn, als die achtzehnjährige Studentin eine Platon-Vorlesung des fünfunddreißigjährigen Philosophieprofessors besuchte, der verheiratet und Vater zweier Söhne war. Im Hörsaal soll ihm zum ersten Mal ihr Blick "zugeblitzt" und ihn verzaubert haben. Als sie ihn dann in seinem Sprechzimmer besuchte, soll ihn jenes "Dämonische" getroffen haben, das den Eros als überwältigende Liebesmacht charakterisiert. Fünfzig Jahre lang wirkte es weiter, bis schließlich der Tod ein Ende bereitete. Auch wenn sich die beiden bereits Anfang 1926 räumlich trennten, um ihre heimliche Liebe unentdeckt zu lassen, so blieb auf Hannah Arendts Denk- und Lebensweg Heidegger immer gegenwärtig, wobei ihr zunehmend klar wurde, dass das Besondere des Begehrten darin besteht, "dass es nicht gehabt wird". Und nur so hat Hannah Arendt für den Achtzigjährigen 1969 ihre große Rundfunk-Geburtstagsrede halten können, in der sie Heidegger trotz all seiner politischen Irrungen noch immer als eine philosophische Lichtgestalt "in finsteren Zeiten" charakterisierte und bewunderte.

Dr. Manfred Geier war bis 1998 Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Hannover. Seitdem freiberuflicher wissenschaftlicher Publizist mit Schwerpunkt Philosophie. Autor zahlreicher Bücher, unter anderem "Kants Welt. Eine Biographie" (2003) und der Rowohlt-Monographie "Martin Heidegger" (2005). Zuletzt erschien seine Doppelbiographie "Wittgenstein und Heidegger. Die letzten Philosophen" (Rowohlt Verlag 2017). Zurzeit arbeitet er an dem Buchprojekt "Das Liebesleben der Philosophen".

Die Moderation des Abends übernimmt Dr. Uwe Naumann, langjähriger Programmleiter für das Sachbuch des Rowohlt Verlags, Herausgeber der Reihe "rowohlts monographien". Als Autor beschäftigte er sich besonders mit der Familie Mann. Er lebt seit drei Jahren in Lüneburg.

Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr, Eingang Heiligengeiststraße 38, Eintritt 5 Euro. Kartenreservierung unter Tel. 04131-759950 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..