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Spoun bleibt doch in Lüneburg

Leuphana-Präsident wechselt nicht nach Göttingen – Gericht wegen Besetzungsverfahren eingeschaltet

Hat es sich nun anders überlegt: Sascha Spoun will nun doch Präsident der Lüneburger Uni bleiben. Foto: LeuphanaLüneburg, 21.08.2019 - Überraschend hat der Präsident der Leuphana Universität Lüneburg, Prof. Dr. Sascha Spoun, heute erklärt, nicht mehr für das Amt des Präsidenten der Georg-August-Universität Göttingen zur Verfügung zu stehen. Wie die Uni mitteilte, informierte Spoun heute Senat und Stiftungsrat der Leuphana Universität Lüneburg sowie Senat und Stiftungsausschuss der Universität Göttingen über seine Entscheidung. Hintergrund sind offenbar schwerwiegende Fehler beim Besetzungsverfahren für das Amt des Präsidenten, die nun auch das Göttinger Verwaltungsgericht beschäftigen. Spoun will Präsident der Leuphana bleiben, wo er zum Jahresbeginn für eine dritte Amtszeit bis 2028 wiedergewählt und bestätigt worden war.

Die Georg-August-Universität Göttingen hatte Anfang 2019 die Stelle eines Präsidenten/einer Präsidentin ausgeschrieben. Eine von Senat und Stiftungsausschuss der Trägerstiftung der Universität besetzte sechsköpfige Findungskommission unter Leitung von Dr. Wilhelm Krull, dem Vorsitzenden des Stiftungsrats, erarbeitete eine einstimmige Wahlempfehlung für den Senat. Entsprechend dieser Empfehlung hatte der Senat Spoun am 20. Juni mit großer Mehrheit zum Präsidenten der Georg-August-Universität Göttingen gewählt (LGheute berichtete).

Zu seiner Entscheidung erklärt Spoun:
"Die Göttinger Findungskommission hatte mich im März angesprochen, um mich als einen möglichen Kandidaten für das Amt des Präsidenten der Universität Göttingen zu gewinnen. In diesem Zusammenhang hatte ich mich jedoch nur bereit erklärt, als Experte für Wissenschafts- und Hochschulmanagement zu Gesprächen im April und Mai über Lage, Perspektiven, strategische Herausforderungen und Chancen der Universität Göttingen zur Verfügung zu stehen. Weder hatte ich mich um die Position des Präsidenten der Universität Göttingen beworben, noch kannte ich die Bewerberinnen und Bewerber oder gar deren Unterlagen. Zu keinem Zeitpunkt habe ich die Findungskommission bei der Auswahl von Kandidatinnen und Kandidaten beraten. Für die Gespräche habe ich keine Vergütung erhalten.
Nach diesen Gesprächen wurde ich von der Findungskommission im Mai nochmals nachdrücklich gebeten, für eine Kandidatur als Präsident zur Verfügung zu stehen. Ich habe dies dann unter der Voraussetzung in Aussicht gestellt, dass im Vorfeld zu führende Gespräche sowohl mit den Senatsmitgliedern als auch mit Funktionsträgern, insbesondere den Dekaninnen und Dekanen, Forscherinnen und Forschern sowie Vertretungen der Studierenden, der Mitarbeitenden und des Personalrats positiv verlaufen und so ein aussichtsreiches Interesse an gemeinsamer Arbeit für die Entwicklung der Universität erkennbar werden würde. Erst nach diesen Gesprächen und weiteren ausführlichen Erörterungen mit dem Göttinger Senat, die im Juni stattfanden, habe ich mich dann für eine Wahl zur Verfügung gestellt.
Dass mich Senat und Stiftungsausschuss daraufhin mit großer Mehrheit zum Präsidenten der Universität Göttingen gewählt haben, ehrt mich sehr. Seitdem habe ich weitere Gespräche in der Universität führen können. Diese haben einerseits nachdrücklich deutlich gemacht, welch großes Potential die Universität Göttingen für ihre weitere Entwicklung hat. Sie ließen andererseits aber auch erkennen, dass sich die Universität mit Blick auf ihr Selbstverständnis in einer schwierigen Lage befindet.
Mit großem Erstaunen habe ich jetzt zur Kenntnis nehmen müssen, dass es offenbar formale Fehler bei der Dokumentation einzelner Auswahlschritte gegeben haben soll und daher erhebliche Zweifel an der Rechtskonformität des Wahlverfahrens bestehen. Dies ist mir von der Universität Göttingen im Vorfeld einer Reaktion der Universität auf einen beim Verwaltungsgericht Göttingen anhängigen Antrag eines Bewerbers um das Präsidentenamt mitgeteilt worden.
Wenn derart schwerwiegende Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Besetzungsverfahrens vorliegen, kann und will ich für dieses Amt nicht zur Verfügung stehen. Darüber hinaus bin ich überzeugt, dass sich die Herausforderungen, denen sich die Universität gegenübersieht, nur bei großer Einigkeit über Ziele für die künftige Entwicklung und die Wege dorthin bewältigen lassen. Dies erscheint mir in der aktuellen Situation nicht gegeben. Deshalb habe ich mich entschlossen, das Amt des Präsidenten der Universität Göttingen nicht anzutreten. Mit diesem Schritt verbinde ich auch die Hoffnung, dass es der Universität gelingt, zügig einen Ausweg aus der für die Universität schwierigen Situation zu finden. Der Universität Göttingen wünsche ich viel Erfolg für ihre weitere Entwicklung.
Ich werde mich weiter wie bisher mit aller Kraft und Kreativität für die Leuphana Universität Lüneburg einsetzen. Ihre dynamische Entwicklung in den vergangenen Jahren darf als erfolgreich angesehen werden. Auch mit Blick auf die kommenden Jahre verfügt die Leuphana über ein enormes Potential, an dessen Entwicklung ich gemeinsam mit der Universitätsgemeinschaft weiterarbeiten werde."