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Eine charmante Kämpferin geht von Bord

Stadtkämmerin Gabriele Lukoschek in den Ruhestand verabschiedet

Gabriele Lukoschek (l.) mit der Entlassungsurkunde, die ihr Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch überreicht hat. Foto: Stadt Lüneburg Lüneburg, 04.02.2023 - Wenn in Lüneburg ein Politiker mal wieder eine grandiose Idee für ein neues Projekt hat, geht das so: Man schaut zu, dass genug Stimmen im Rat für das Vorhaben zusammenkommen. Was hingegen so gut wie nie passiert: fragen, ob dafür überhaupt Geld in der Kasse ist. Gabriele Lukoschek kannte dieses Spiel zu gut – und wusste sich als Stadtkämmerin stets zu wehren. Am Donnerstag wurde sie im Rat in den Ruhestand verabschiedet.

Gabriele Lukoschek war eine Meisterin der Zahlen. Nicht nur, weil sie das Dickicht und die Stolperfallen des kommunalen Haushaltsrechts und der doppelten Buchführung wie kaum ein anderer im Rathaus kannte, sie hatte auch die Fähigkeit, die unendlichen Zahlenkolonnen aus dem Finanz- und dem Ergebnishaushalt so darzustellen, dass schnell jedem klar wurde, wo Lüneburg steht.

◼︎ Erfahrung mit Zahlen und Menschen

Ihre große Stunde hatte die trotz der nüchternen Finanzmaterie meist frohgestimmte und zum Scherzen bereite Kämmerin stets zu Herbstbeginn. Dann verkündete sie im Rat die aktuellen, meist negativen Zahlen, berichtete, wo überall der Schuh drückt und Schuld an allem die Kreisumlage ist. Und wenn die Zahlen dann doch wie zuletzt häufiger schwarz als rot waren, sparte sie nicht mit mahnenden Worten und ebensolchen Grafiken, die stets nur eine Botschaft hatten: Lüneburg ist noch nicht über den Berg. 

Doch es war nicht etwa angeeigneter Zweckpessimismus, der Lukoschek eher dunkle Wolken an den Lüneburger Finanzhimmel malen ließ. Es war ihre langjährige Erfahrung im Umgang mit Menschen und mit Ratsmitgliedern im Besonderen. Sie wusste, dass es unter ihnen kaum ein Halten gibt, wenn die Zügel einer strengen Haushaltsdisziplin zu früh gelockert werden.

Der Erfolg gab ihrem Instinkt Recht: Unter ihrer Führung entwickelte sich der Haushalt der Stadt kontinuierlich aus einem tiefen Schuldenloch zurück auf eine solide Basis. Und es schwang immer etwas Stolz mit, wenn sie berichten konnte, die Altschulden trotz mancher Fesseln durch den zwar gewollten, aber doch ungeliebten Entschuldungsvertrag mit dem Land wieder weiter abgebaut zu haben – eine Entwicklung, die zeigt, wie sehr der Rat letztlich dann doch bereit war, den von ihr aufgezeigten Weg der Konsolidierung mitzugehen. Dass Corona dem zuletzt einen großen Strich durch die Rechnung machte, bedauert wohl kaum einer mehr als sie selbst.

◼︎ Aufstieg zur Ersten Stadträtin

2008 führte sie ihr beruflicher Weg nach Lüneburg, zuvor hatte die Diplom-Fachwirtin Erfahrungen im Finanzbereich in anderen Kommunen gesammelt. Der damalige Oberbürgermeister Ulrich Mädge hatte sie als Dezernentin an seine Seite geholt, er sorgte auch dafür, dass sie 2015 vom Rat zur Ersten Stadträtin und damit ganz offiziell zur Nummer Zwei im Rathaus gewählt wurde. Verantwortung trug Lukoschek auch für Personalfragen in der Verwaltung, darüber hinaus war sie in verschiedenen Gremien städtischer Gesellschaften vertreten, darunter in den Aufsichtsräten des Städtischen Klinikums, der Psychiatrischen Klinik Lüneburg, des Theaters und der Marketing-Gesellschaft – ein gutes Fundament, um das labile Gefüge des städtischen Haushalts im Lot halten zu können. 

Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch würdigte die Leistungen Lukoscheks, die zur Überraschung vieler auf eigenen Wunsch vorzeitig in den Ruhestand geht, und dankte ihr zum Abschied mit den Worten: "Sie werden uns fehlen! Ganz herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit!" Dem schlossen sich auch die Ratsmitglieder an. 

Einen Nachfolger für das Dezernat Finanzen und Innere Verwaltung gibt es noch nicht, das Verfahren laufe noch, teilte das Rathaus mit. Das Amt des Ersten Stadtrates hat seit Mittwoch Markus Moßmann, langjähriger Dezernent für Nachhaltigkeit, Sicherheit und Recht inne.