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Soll Lüneburg 700 Wohnungen kaufen?

Vonovia will sich von Objekten in Kaltenmoor trennen – Politik von Kalisch-Info überrascht 

Viele der Wohnungen in Kaltenmoor sind sanierungsbedürftig, auch die des Immobilien-Konzerns Vonovia. Der will sie nun verkaufen. Foto: LGheuteLüneburg, 05.05.2023 - Arm aber sexy – das sagt man gern von Berlin, für Lüneburg aber gilt es auf jeden Fall. Die allseits beliebte Stadt ist hoch verschuldet, ein Minus von knapp 40 Millionen Euro weist der Haushalt für 2023 aus. Doch die defizitäre Lage hindert Lüneburgs Oberbürgermeisterin nicht daran, über spektakuläre Wohnungskäufe in Kaltenmoor nachzudenken. In der Lüneburger Politik fiel das Echo unterschiedlich aus.

"Es ist richtig und wichtig, dass die Oberbürgermeisterin mit Vonovia über einen Kauf des Wohnungsbestands in Kaltenmoor spricht", sagt Grünen-Fraktionsvorsitzender Ulrich Blanck. Und: "Falsch und fahrlässig wäre es, Gespräche abzulehnen, oder – wie teilweise bereits geschehen – im Vorfeld kaputtzureden. Es ist Pflicht und Verantwortung der Oberbürgermeisterin, mit dem Konzern in den Dialog zu gehen." Aufgabe des Rates sei es, sie dabei zu unterstützen.

Von 700 Wohnungen ist die Rede, so viele besitzt der Immobilien-Konzern Vonovia allein in Lüneburg. Weil bei ihm aber die Schulden drücken, will er sich bundesweit von einem Teil seiner Immobilien trennen, auch in Lüneburg. Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch gab in der jüngsten Ratssitzung bekannt, hierzu Gespräche mit Vonovia führen zu wollen. 

Dass die Stadt das Gespräch mit Vonovia sucht, finden auch CDU und FDP richtig. Eckhard Pols (CDU) hätte sich aber gewünscht, dass dies im Rat nicht nur beiläufig von der Oberbürgermeisterin erwähnt wird. "So werden Erwartungen geweckt und Spekulationen Tür und Tor geöffnet", bemängelt Pols, dessen Fraktion ebenso wie die anderen von den Überlegungen der Oberbürgermeisterin offenbar überrascht wurde.

Und auch Frank Soldan (FDP) reicht Kalischs Mitteilung allein nicht: "Wir wissen gar nichts und können nur rätseln." Etwa darüber, ob die Stadt selbst für den Fall, dass Vonovia die Immobilien für einen symbolischen Preis abgibt, sich die anschließende und dringend erforderliche Sanierung der Wohnungen überhaupt leisten kann. Soldan erinnert dabei an frühere Sanierungs-Überlegungen von Alt-OB Ulrich Mädge: "Da waren schon damals von Millionen-Kosten die Rede." Hinzu komme, dass für eine solche Maßnahme auch Personal in der Verwaltung gebunden werde – ein Thema, das gerade erst für Zoff im Rat gesorgt hatte.

Die Fraktions-Grünen scheinen jedenfalls Gefallen an einem Erwerb der Wohnungen zu finden. "Unter Führung oder Begleitung einer wie auch immer im Detail strukturierten, kommunalen Trägerschaft wäre die Lage für die Menschen in Kaltenmoor besser", meint Ulrich Blanck. Eckhard Pols sieht zwar auch, dass eine Trägerschaft erforderlich wäre, sieht diese aber eher beim Land, konkret bei der Landeswohnungsbaugesellschaft. Frank Soldan wiederum könnte sich auch die Kreiswohnungsbaugesellschaft vorstellen, doch die gibt es bislang nur auf dem Papier.

Laut Blanck ist es "ein guter Zeitpunkt, als Stadt endlich wieder aktiv an das Thema heranzugehen". Zwar sollten keine falschen Hoffnungen geschürt werden, "aber die lähmende Angst vor einem Risiko ist auch kein guter Ratgeber". 

Dem will sich auch Eckhard Pols nicht verschließen: "Wir sind als Stadt in der Verpflichtung, etwas zu tun." Und auch Frank Soldan sagt: "Ja, den Menschen in Kaltenmoor muss geholfen werden." Welcher Weg aber hierbei letztlich gegangen wird, dürfte noch Thema vieler Ratssitzungen werden.