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Ernüchternde Bilanz bei den E-Säulen

Stadt und Avacon hinken dem wachsenden Bedarf an Ladestationen hinterher

Uwe Nehring, Hendrik Paul und Ortsbürgermeisterin Christel John (v.l.) an der neuen Station am Schulzentrum Oedeme. Foto: Stadt LüneburgLüneburg, 17.05.2023 - Wie wird ein Defizit zu einem Erfolg? Man erklärt den Fortschritt im Mangel kurzerhand als "zukunftsweisend". So geschehen im Lüneburger Ortsteil Oedeme. Dort ist, man staune, vor wenigen Tagen eine Ladesäule mit zwei Ladepunkten für E-Autos in Betrieb genommen worden. Damit nicht genug: In Lüneburg arbeite man daran, den weiteren Ausbau sogar noch "voranzutreiben". Doch die Realität sieht anders aus.

"Das ist ein zukunftsweisender Schritt für unseren Ortsteil", lassen sich Oedemes Ortsbürgermeisterin Christel John und ihr Stellvertreter Uwe Nehring vernehmen, als vor dem Schulzentrum am Oedemer Weg die von Avacon betriebene Ladesäule an den Start ging. "Die Ladesäule im eigenen Ortsteil zu haben, das halte ich für unentbehrlich, wenn künftig mehr Menschen aufs E-Fahrzeug umsteigen sollen", findet Nehring.

Das Problem nur: Dieser Tatsache wird die Stadt vor dem Hintergrund steigender Verkaufszahlen bei den E-Autos so gut wie gar nicht gerecht. Stattdessen versucht sich auch Netzversorger Avacon, der in Lüneburg bislang eher durch Nichtstun als durch einen emsigen Ausbau der dringend benötigten Ladeinfrastruktur aufgefallen ist, in Positiv-Botschaften: Gemeinsam mit der Stadt arbeite man daran, "den Ausbau auch in den Quartieren voranzutreiben", wie Hendrik Paul, Leiter Kommunales Projektmanagement bei Avacon, erklärt.

Wenn von "vorantreiben" die Rede ist, fällt einem zunächst das Bild einer von berittenen Cowboys oder südamerikanischen Gauchos getriebenen Herde Rinder ein, die durch ihr gewaltiges Voranstoben von niemandem aufzuhalten ist. Bei Avacon ist das offenbar anders. Das Unternehmen ist schon stolz darauf, dass neben der Ladesäule in Oedeme kürzlich eine weitere im Stadtteil Schützenplatz in der Bunsenstraße an den Start gegangen ist. Zeitnah – wann genau, wird nicht gesagt – sollen Ladesäulen in Moorfeld (Hermann-Löns-Straße) und im Roten Feld (Goethestraße/Kantstraße) folgen.

◼︎ Avacon strebt 16 Stationen in ganz Lüneburg an

"Unser Ziel ist es, ein möglichst flächendeckendes Angebot von Ladesäulen im Lüneburger Stadtgebiet anzubieten", sagt Avacon-Experte Paul. Bei den insgesamt 16 (in Worten: sechzehn!) Ladestationen, die Avacon bislang im Stadtgebiet betreibt, dürfte das selbstgesteckte Ziel also noch in weiter Ferne liegen.

Passende Worthülsen kommen auch aus der Stadtverwaltung. "Erklärtes Ziel der Verwaltung ist es, die Schaffung einer ausreichenden und gut verteilten Ladeinfrastruktur im gesamten Stadtgebiet zu unterstützen und koordinativ zu steuern", sagt Jürgen Kipke, bei der Stadt Fachbereichsleiter für Mobilität, Klimaschutz und Nachhaltigkeit. 

Die Stadt selbst ist indes schon weiter als der lokale Stromversorger Avacon. In den städtischen Parkhäusern und an einigen Schulen gibt es 24 Ladesäulen mit insgesamt 48 Ladepunkten. Erst kürzlich wurden zwei zusätzliche Ladesäulen im Parkhaus Lünepark installiert. "Damit haben wir die Anzahl dort verdoppelt", erklärt die Fachbereichsleiterin der städtischen Gebäudewirtschaft Maja Lucht – "verdoppelt" klingt bei der überschaubaren Anzahl von eins auf zwei allerdings eher angeberisch. 

Öffentlich erreichbare Lademöglichkeiten gibt es derzeit an 41 Standorten im Stadtgebiet, jeweils mit mindestens 2 Ladepunkten. Je nachdem, wer die Säulen betreibt und mit welchen Kooperationspartnern Verträge bestehen, sind Zugang und Preissystem unterschiedlich geregelt. Kunden verschaffen sich einen Überblick über die bekannten Ladesäulen-Finder, die in der Regel auch Apps anbieten.