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Künftig kümmert sich ein CDU-Mann um die Finanzen

Matthias Rink wird Lüneburgs neuer Stadtkämmerer 

Nach erfolgreicher Wahl im Rat: Matthias Rink mit der Ernennungsurkunde, überreicht von Claudia Kalisch. Foto: LGheuteLüneburg, 29.06.2023 - Ab dem 1. September hat Lüneburg wieder einen Stadtkämmerer. Mit großer Mehrheit stimmte der Rat in seiner heutigen Sitzung dem Vorschlag von Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch (Grüne) für die Ernennung von Matthias Rink zum Dezernenten für Finanzen und Innere Verwaltung zu. Gänzlich ohne Komplikationen verlief die Wahl dennoch nicht.

Mit Spannung war die Wahl am Abend im Kulturforum Wienebüttel erwartet worden, wo es den Rat mangels besserer Räumlichkeiten in der Stadt wieder einmal hinverschlagen hatte. Spannend deshalb, weil Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch einen Kandidaten vorgeschlagen hatte, der nicht nur ein Mann, sondern auch noch Mitglied der CDU ist. So stand die Frage im Raum, ob die grüne Rathauschefin auch die grüne Stadtratsfraktion für ihren Vorschlag begeistern konnte. 

Mit 37 Ja-Stimmen bei insgesamt 40 abgegebenen Stimmen war klar, dass nahezu alle Fraktionen und damit auch die Grünen dem künftigen Mann für die Finanzen ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Lediglich zwei Ratsmitglieder bei der geheimen Wahl stimmten mit Nein, es gab eine Enthaltung.

Nachdem Matthias Rink sich bereits gestern Abend im Verwaltungsausschuss den Fraktionsspitzen präsentiert hatte (LGheute berichtete), nutzte er nun die Möglichkeit, sich der großen Rats-Runde vorzustellen. Dabei zeigte er souverän seine Stärken in den Bereichen Finanzen, Personalführung und Verwaltungsarbeit auf, die er vor allem in seiner jetzigen Position als Dezernent für die Bereiche Service, Finanzen und Sicherheit beim Landkreis Oberhavel in Oranienburg bei Berlin seit 2019 geformt hat. Zuvor war der 52-Jährige von September 2015 bis Dezember 2018 Dezernent für Soziales und Verkehr.

Insgesamt bringt der Vater von zwei erwachsenen Kindern und Diplom-Volkswirt 30 Jahre Erfahrung in Verwaltungen und Ämtern mit. Dass Rink von 2008 bis 2015 für die CDU im Kreistag des Landkreises Oberhavel saß, dürfte für seine künftige Arbeit auch in einem grün geführten Rathaus von Vorteil sein – er weiß, wie politische Mandatsträger ticken.

◼︎ Kritik an "One Woman Show"

In den meisten Ratsfraktionen stieß der Vorschlag der Oberbürgermeisterin auf große Zustimmung. Lediglich der am Abend frisch vereidigte Ratsneuling Marianne Esders von den Linken, die für die zurückgetretene Vivienne Widawski nachgerückt war, beklagte den Vorschlag. Ihre Kritik: Die Oberbürgermeisterin habe nur einen einzigen Kandidaten vorgeschlagen "und dann auch noch einen älteren weißen Herrn". Letzteres brachte ihr einige Buhrufe aus den Fraktionen ein.

Parteipolitisches Pfeffer aber brachte Andrea Schröder-Ehlers in die Präsentationsrunde. Die SPD-Fraktionsvorsitzende beklagte, als Fraktion nicht ausreichend in die Entscheidungsfindung mit einbezogen worden zu sein und warf Kalisch eine "closed shop"-Mentalität und eine "One Woman Show" vor.

Dem stellte sich naturgemäß nicht nur der Grünen-Fraktionschef Ulrich Blanck entgegen, auch Kalisch selbst wollte das nicht auf sich sitzen lassen: "Er war für mich der perfekte Kandidat, hätte mir keinen besseren vorstellen können." Ein zweiter Vorschlag sei aus ihrer Sicht nicht nötig gewesen. Dass aber nicht einmal der Auswahlkommission, die bei der Personalsuche mit einzubinden ist, eine Frau überhaupt vorgeschlagen worden war, hatte im Vorfeld für Verwunderung gesorgt, zumal bei den Grünen die Bevorzugung von Frauen seit Jahren zum politischen Programm gehört. 

◼︎ "Parteibuch spielt keine Rolle"

Dass seine künftige Chefin ein Grünes und er selbst ein CDU-Parteibuch hat, stellt für den Rink kein Problem dar: "Aus meiner Sicht sollte Parteizugehörigkeit hier in der kommunalen Verwaltungsleitung keine Rolle spielen. Es geht um die jeweilige Kommune. Ich habe Frau Kalisch kennengelernt und denke, das wird passen. Aktuell arbeite ich unter einem SPD-Landrat", erklärte Rink im Vorfeld.

Seine neue Stelle wird Rink, der am Abend mit Frau und Sohn in die Ratssitzung gekommen war, am 1. September antreten. Gewählt ist er gemäß Kommunalverfassungsgesetz für acht Jahre, also bis zum 31. August 2031. Rink folgt auf Gabriele Lukoschek, die im Februar in den Ruhestand getreten war.

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