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Wo war die Oberbürgermeisterin?

Claudia Kalisch war bei der Mega-Demo in Lüneburg nicht zu sehen

Auf der Rednerbühne suchte man Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch vergebens. Foto: LGheuteLüneburg, 24.01.2024 - Es gibt nicht viele Momente im Leben von Politikern, in denen sich zeigt, ob sie ihrer Aufgabe gerecht werden oder sogar Potential für mehr haben. Die Demonstration am vergangenen Wochenende in Lüneburg, bei der sich viele Tausend Menschen auf dem Markt vorm Rathaus versammelt hatten, um gegen Rassismus und die AfD zu protestieren, war so ein Moment. Viele Politiker waren gekommen, als Redner oder als Teilnehmer. Nur Lüneburgs Oberbürgermeisterin war nicht da.

Es waren jeweils nur drei Minuten, in denen Hiltrud Lotze (SPD), Pascal Mennen (Grüne), Wolfgang Goralczyk (CDU), Frank Soldan (FDP) und Marianne Esders (Linke) als Vertreter ihrer Stadtrats-Fraktionen von der Bühne vor dem Rathaus aus ihre Botschaften setzen durften – mehr Zeit ließen die Organisatoren wohl auch wegen der frostigen Temperaturen an diesem Tag nicht zu.  

Doch weniger die Statements der angetretenen Politiker waren es, die seitens der Demonstrierenden in erster Linie gefordert waren, sondern schlichtweg deren Präsenz, insbesondere bei einer Veranstaltung wie dieser. Politiker sollten durch ihre Anwesenheit zeigen, dass auch sie das "Zeichen" setzen, das sie von anderen vermehrt einfordern. 

Von Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch kam dieses Zeichen nicht. Lediglich einen Gruß an die Demonstrierenden von ihr gab es, vorgelesen von Hiltrud Lotze als einer der drei Bürgermeister Lüneburgs. Warum sie selbst nicht gekommen war, erfuhren die Menschen nicht.

LGheute fragte deshalb im Rathaus nach. Die Antwort der Oberbürgermeisterin: "Natürlich wäre ich gern in Lüneburg gewesen. Aber ich hatte ein langfristig geplantes privates Wochenende in Österreich. Es ging bei dieser Kundgebung um unsere Demokratie. Ich bin dankbar und glücklich, wie unsere Stadt hier ein sehr deutliches Zeichen gesetzt hat. Bürgermeisterin Hiltrud Lotze, bei der ich mich herzlich bedanke, hat mich sehr gut vertreten."

Wie das bei den Teilnehmern der Demonstration ankan, macht diese Situation deutlich: Als Hiltrud Lotze die Botschaft der Oberbürgermeisterin verlas, gab es Buhrufe.