Lüneburg bewirbt seine anstehenden Weihnachtsmärkte, hält sich aber in Sicherheitsfragen bedeckt
Lüneburg, 10.11.2025 - Während in Magdeburg heute der Prozess gegen den Mann begonnen hat, der vor einem Jahr mit einem Auto in den dortigen Weihnachtsmarkt raste und dabei sechs Menschen tötete und mehr als 300 verletzte, und während andernorts deshalb in diesen Tagen von einem Weihnachtsmarkt gänzlich Abstand genommen wird, laufen in Lüneburg die Vorbereitungen auf den hiesigen Weihnachtsmarkt auf Hochtouren. Neben Glühwein und Grünkohl bietet die Lüneburg Marketing GmbH als Ausrichterin wieder viel Gefühliges und Stimmungsvolles. Nur von einem Sicherheitskonzept ist nichts zu vernehmen.
14 Weihnachtsmärkte hat die Lüneburg Marketing GmbH (LMG) in diesem Jahr im Angebot, die vom 26. November bis 30. Dezember wieder auf Tausende Besucher warten. Schwerpunkt ist wie immer der Marktplatz vor dem Rathaus, aber auch der Platz am Alten Kran gehört ebenso dazu wie die Buden am Sande und vor St. Johannis und an den vielen weiteren in der Innenstadt verteilten Stellen. Warme Lichterketten und stimmungsvolle Weihnachtslieder überall, mal mehr, mal weniger traditionell, und überall ausreichend Gelegenheit zum geselligen Beisammensein. Und damit auch möglichst Viele davon Gebrauch machen können, gibt es samstags von 10 bis 21 Uhr einen Bus-Shuttle zu den kostenlosen Parkplätzen auf den Sülzwiesen.
Die Vorweihnachtszeit gehört für den lokalen Handel zu den umsatzstärkten Wochen des Jahres. Dass die Stadt hier mit ihren Weihnachtsmärkten verkaufsfördernde Untersützung bietet, ist nachvollziehbar, schließlich kommt ein florierender Handel auch ihr zugute und kann so dazu beitragen, weitere Leerstände von Geschäftsräumen zu verhindern. Rund 100.000 Besucher lockt Lüneburg jedes Jahr auf seine Weihnachtsmärkte, jeder Einzelne willig, Geld in der Stadt zu lassen.
Irritierend ist, dass die LMG nicht ein Wort über die Sicherheitslage auf ihren Weihnachtsmärkten verliert. An alles wird gedacht, etwa, wann täglich der Weihnachtsmann eintrifft, die Trompeter vom Rathausbalkon zu hören sind, die Adventskonzerte stattfinden oder die Plünderung des großen Lebkuchenhauses stattfindet und das Rathaus orange angestrahlt wird als Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt.
◼︎ Bunte Lichter statt Sicherheit
Doch zu der latenten Gewalt, die nach den Erfahrungen von Magdeburg im vergangenen Jahr und Berlin 2016 jeden Weihnachtsmarkt in Deutschland bedroht, sagt die LMG nichts. Auch von Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch ist dazu nichts zu hören. Zwar wendet sie sich im Internet mit einer persönlichen Ansprache an die Lüneburger Bürger und Kaufleute, jedoch nur, um für Spenden für die neue Beleuchtung zu bitten, die Lüneburgs Innenstadt in den kommenden Wochen in stimmungsvollem Licht erscheinen lassen soll.
Warum die Oberbürgermeisterin kein Wort über das verliert, was vermutlich viele Besucher nicht nur des Lüneburger Weihnachtsmarktes interessiert – werde ich auch ausreichend gegen terroristische Angriffe geschützt? –, ist wenig nachvollziehbar. Vielleicht deshalb, weil es kein hinreichendes Sicherheitskonzept in Lüneburg gibt. Denn das gab es auch in den letzten Jahren schon nicht. Die vor den Zufahrten zum Sande und zum Markt aufgestellten Betonpoller dienten lediglich der Stärkung eines "Sicherheitsgefühls", wie die Stadtverwaltung auf Nachfrage selbst einräumte. Denn eine wirksame Sperre gegen todeswütige Fahrer waren sie nicht. Man darf daher nur hoffen, dass Lüneburg ein Schicksal wie Magdeburg oder Berlin erspart bleibt.
◼︎ Dazu bisher auf LGheute:
- 15.01.2025: "Wir können den Menschen nur ein Gefühl der Sicherheit geben"
- 23.12.2024: Schein-Hindernisse fürs Sicherheitsgefühl

