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Lüneburg soll Nulltarif-Modellstadt werden

Linke Stadtratsfraktion sieht Vorteile im kostenlosen ÖPNV – Stadt soll sich bewerben

Wenn es nach der Links-Partei in Lüneburg geht, soll Busfahren in der Region künftig kostenlos sein. Foto: LGheuteLüneburg, 16.02.2018 - In Lüneburg soll das Fahren mit Bus und Bahn künftig kostenlos sein. So will es die Fraktion der Linken im Lüneburger Stadtrat. Sie fordert die Verwaltung auf, sich als Modellkommune für die Einführung des fahrscheinlosen Nahverkehrs zu bewerben. Das Thema Nulltarif im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wurde kürzlich von der Bundespolitik ins Spiel gebracht, ist aber bei den Kommunen nicht nur wegen der damit verbundenen immensen Kosten sehr umstrittenen.

Der Linke-Ratsherr Michèl Pauly aber sieht Vorteile eines solchen Systems: "Fahrscheinloser Nahverkehr ist keine Utopie. Einfach in den Bus einsteigen und losfahren, ohne sich Gedanken über Tarifzonen, Kleingeld, usw. machen zu müssen. Das ist eine Werbung für die Stadt Lüneburg, auch für den Tourismus." Für alle Menschen, die bereits heute den ökologischen Verkehrsverbund aus Fahrrad, Bus, Bahn und als Fußgänger nutzen, sei es eine finanzielle Entlastung. Für Autofahrer sei es ein Anreiz, auf den Nahverkehr umzusteigen und so Lüneburgs Verkehrsinfrastruktur, deren Verschleiß jedes Jahr Hunderttausende Euro koste, zu entlasten. Dadurch würde auch die Feinstaubbelastung in der Stadt reduziert.

Zur Machbarkeit verweist Pauly auf gute Erfahrungen in Deutschland und ganz Europa: "Die ersten Städte in Europa wie das estnische Tallinn oder das belgische Hasselt haben es vorgemacht: der Nahverkehr ohne Fahrschein funktioniert. Zwischen 15 und 25 Prozent der Fahrscheinerlöse werden heute zudem nur dafür verwendet, dass es Fahrscheinautomaten, Kontrollen und Ähnliches gibt." 

Pauly verweist ferner darauf, dass Mobilität auch Teilhabe bedeute, Deshalb sei es "nur logisch", den Nahverkehr als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen und so aus Steuern und Abgaben zu finanzieren. Bereits heute finanziere sich der ÖPNV größtenteils aus Steuermitteln. Die Schülerbeförderung und Kinder bis 6 Jahren fahren heute schon gratis, Studierende haben ein eigenes Pauschalsystem, das Semesterticket, und fahren so auch ohne individuelle Fahrpreise in einem umlagefinanzierten System, sagt Pauly. "Das ist ein Erfolgsmodell, dass sich auch auf alle Nutzerinnen und Nutzer des Nahverkehrs übertragen ließe.“