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Wenn Regen zur Gefahr wird

Stadt will mit Starkregengefahrenkarte Vorsorge treffen

Bei Starkregenereignissen in Lüneburg wie zuletzt 2021 und 2019 sind oft die Unterführungen am Bahnhof von Überflutungen betroffen. Foto: Stadt LüneburgLüneburg, 19.05.2022 - Heftigste Niederschläge innerhalb weniger Stunden – kaum ein Flussbett oder eine Kanalisation kann das bewältigen. Die Folge sind unpassierbare Straßen und Wege, wenn es ganz schlimm kommt, sogar Gefahr für Leib und Leben. Lüneburg will sich jetzt auf solche Extremwetterereignisse einstellen und eine Starkregengefahrenkarte erstellen, die von jedermann eingesehen werden kann.

Ziel sei, dass sich Bevölkerung und städtische Infrastruktur in von Starkregen betroffenen Bereichen bestmöglich auf mögliche Ereignisse einstellen können, erklärte Volker Schulz, Leiter Umwelt bei der Stadt, im jüngsten Umweltausschuss. Denn auch in Lüneburg hätten sich solche Extremwetter vermehrt ereignet, zuletzt 2019 und 2021, als Bereiche der Bahnunterführungen an der Bleckeder und der Dahlenburger Landstraße überflutet und zum Teil unpassierbar waren.

◼︎ Jahrhundertereignis als Grundlage

Um Risikogebiete in der Stadt zu lokalisieren, wurde jetzt eine Starkregengefahrenkarte berechnet. "Die Karte geht von einem Jahrhundertereignis aus", erläuterte Schulz das computergestützte Verfahren. Dabei wurde ein Regenereignis angenommen, das statistisch alle 100 Jahre eintreten könnte. Die Regenmenge, die der Deutsche Wetterdienst für die Region Lüneburg vorgibt, beträgt 46 Millimeter Regen innerhalb einer Stunde. Da diese prognostizierte Menge bereits an sehr vielen Orten in Deutschland übertroffen wurde, hat die Verwaltung auch noch die Erstellung einer Karte mit einem Regenereignis von 70 Millimeter in einer Stunde beauftragt.

Die so errechnete Starkregengefahrenkarte zeigt an, welche Gebiete infolge eines Starkregens besonders stark von Überflutungen betroffen wären und welche Wege das oberflächig abfließende Wasser nehmen würde. "Kritische Tiefpunkte befinden sich erwartungsgemäß unter anderem bei den Bahnunterführungen und im östlichen Teil des Senkungsgebietes", so Schulz.

◼︎ Ziel: Rechtzeitig Vorkehrungen treffen können 

Mit der Karte soll zweierlei erreicht werden: Information für die Bürger sowie vorsorgende Gefahrenabwehr der Kommune. So sollen die Lüneburger in die Lage versetzt werden, rechtzeitig Vorkehrungen zum Schutz ihrer selbst ihres Eigentums zu treffen, so der Umweltexperte. Die Gefahrenkarte soll im Geoportal des Landkreises veröffentlicht und für jeden einsehbar sein. Darüber hinaus werde an einer Checkliste gearbeitet, entlang derer Bürger ihr Umfeld in Bezug auf Starkregen überprüfen können.

Darüber hinaus wird die neue Starkregengefahrenkarte Teil des städtischen Gefahrenabwehrplans. Ziel sei es, im Falle eines Starkregenereignisses die Problemstellen zu kennen und schnell und koordiniert handeln zu können. Entsprechende Gespräche etwa mit der Feuerwehr seien geplant.

Eines aber müsse bei allen Vorbereitungen klar sein, betont Schulz: "Wir können eine mögliche Sturzflut nicht bekämpfen oder gar verhindern, wir können lediglich dafür sorgen, gefährdete Personen oder Infrastruktur bestmöglich zu schützen."

◼︎ Folgenschwere Gewitter entstehen innerhalb weniger Stunden

Wie rechtzeitig Starkregenereignisse vorhergesagt werden können, ist laut Stadtverwaltung sehr unterschiedlich. Tiefdruckgebiete kündigten sich meist zwei bis drei Tage vorher an. Sie dauern eine längere Zeit an und betreffen flächig eine größere Region, ähnlich wie beim katastrophalen Unwetter in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Juli 2021.

Zum anderen gibt es kleinräumige Ereignisse, sogenannte Gewitterzellen mit einer Vorhersagbarkeit von maximal zwei Stunden, meistens weniger. "Eine derartige Gewitterzelle mit einer Regenmenge von 28 mm pro Stunde entlud sich beispielsweise im September 2021 schwerpunktmäßig über dem Nordosten Lüneburgs und Adendorf", berichtet Schulz. Damals gab es erhebliche Sachschäden.