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Bekommt Lüneburg jetzt ein Nebenzentrum?

Gutachter sieht Erweiterungspläne von Roy Robson unkritisch

Roy Robson will seinen Fabrikverkauf erweitern. Das stößt bei Einzelhändlern auf Vorbehalte. Foto: LGheuteLüneburg, 18.02.2023 - Lüneburgs Einzelhandelsunternehmen haben es nicht leicht: Internet und regionale Konkurrenz wie das Outlet-Center in Soltau machen den Geschäften das Überleben schwer. Steigende Leerstände in der Innenstadt sind ein deutliches Indiz. Mit den Erweiterungsplänen des Bekleidungsunternehmens Roy Robson droht nun ausgerechnet auch noch ein lokales Unternehmen, die Lage zu verschärfen. Nun schlagen Gutachter eine ungewöhnliche Lösung vor.

Auf 3.500 Quadratmeter will das an der Dahlenburger Landstraße angesiedelte Unternehmen Roy Robson seine Verkaufsfläche für den Fabrikverkauf erweitern, ein Zuwachs um 670 Quadratmeter. Das rief die Stadtverwaltung auf den Plan, der ein entsprechender Antrag des Unternehmens vorliegt. Ihre Sorge: Schadet der Zuwachs der Verkaufsfläche dem lokalen Einzelhandel?

Weil die Stadt hierfür den bestehenden Bebauungsplan anpassen müsste, gab sie ein Einzelhandelsgutachten in Auftrag, das jetzt bei einer Infoveranstaltung öffentlich vorgestellt wurde. Dr. Fabian Schubert vom Gutachterbüro Stadt & Handel erklärte bei der Vorstellung des Gutachtens, die beantragte Erweiterung mit Blick auf den Innenstadt-Handel sei wirtschaftlich verträglich.

"Im Bekleidungsbereich ist eine maximale Umsatzverteilung von 5 Prozent zu erwarten, im Bereich Schuhe eine Umsatzverteilung von rund 2 Prozent", so Schubert. Das sei eine "geringe bis moderate Umverteilung". Darüber hinaus sei nur von einer "mittelbaren Konkurrenz" zwischen Innenstadt und Fabrikverkauf auszugehen, da Roy Robson eine sehr spezielle Zielgruppe habe.

◼︎ Nebenzentrum als Lösung

Allerdings ist das Vorhaben laut Gutachter in seiner beantragten Form mit dem Integrationsgebot des Landes-Raumordnungsprogramms Niedersachsen sowie dem Einzelhandelskonzept (EHK) der Stadt Lüneburg von 2011 "nicht vereinbar". Um diesen Konflikt zu lösen, schlagen die Gutachter eine Fortschreibung des EHK "und eine damit verbundene Ausweisung eines Nebenzentrums" vor. Zugleich empfehlen sie, die beantragte Gesamtverkaufsfläche auf 3.500 Quadratmeter zu begrenzen.

Bei den Lüneburger Einzelhändlern stoßen die Roy Robson-Pläne erwartbar auf Kritik. Diese richtet sich mit Blick auf den Standort Innenstadt auf den großen Anteil von Fremdmarken im Fabrikverkauf von Roy Robson. Lüneburger Händler sowie LCM-Chef HeikoMeyer befürchten zudem eine weitere Abwanderung von Geschäften aus der Innenstadt zu Roy Robson. 

Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch hofft nun auf eine "innenstadtverträgliche Erweiterung". Sie betonte: "Wir möchten hier einen maximal transparenten Prozess, bei dem wir allen, die betroffen sind, die Möglichkeit geben, ihre Bedenken einzubringen."

Ein Vorentwurf des B-Plans sowie das Einzelhandelsgutachten liegen öffentlich in der Bauverwaltung aus und sind unter www.hansestadt-lueneburg.de/bekanntmachungen und www.hansestadt-lueneburg.de/gutachten-royrobson einzusehen. Noch bis zum 3. März können Stellungnahmen zu den Plänen abgegeben werden.

Die Entscheidung, ob die Stadt die Erweiterung des Fabrikverkaufs zulässt, liegt beim Rat der Stadt. Den Aufstellungsbeschluss für die geplante Erweiterung hatte der Verwaltungsausschuss im Mai 2022 getroffen.