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Waren kommen künftig per Lastenrad

An den Sülzwiesen soll ein Micro-Depot als Zwischenlager für die Innenstadt entstehen

Lüneburg, 04.09.2021 - Ideen, die Innenstadt vom Lieferverkehr zu entlasten, gibt es viele, umgesetzt wurden bislang keine, jedenfalls nicht in neuerer Zeit. Nun aber soll doch etwas passieren. An den Sülzwiesen soll ein sogenanntes Micro-Depot entstehen. Dort sollen Waren, die bislang direkt in die Innenstadt geliefert werden, zwischengelagert werden. Per Lastenfahrrad sollen sie dann zu den Abnehmern ins Zentrum gebracht werden. Das Projekt ist zunächst auf fünf Jahre begrenzt.

Geplant ist das Micro-Depot, das aus zwei 40-Fuß-Übersee-Containern bestehen soll, auf zwei Parkplätzen für Reisebusse an den Sülzwiesen. Einen entsprechenden Förderantrag für das Programm "Städtische Logistik" hat die Verwaltung in der vergangenen Woche bei der Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistungen eingereicht.

Im Micro-Depot sollen Lieferungen sowohl für Gewerbetreibende als auch für Anwohner in der Innenstadt vorübergehend aufbewahrt werden können. "Von dort können sie dann per E-Lastenrad in die Stadt transportiert werden", erklärt Mobilitätsbeauftragter Lennart Pusch.

Aus Sicht der Stadt sprechen für den Standort an den Sülzwiesen gleich mehrere Faktoren. So ist die Innenstadt mit dem E-Lastenrad schnell zu erreichen, erforderliche Elektrik und Sanitäranlagen sind vorhanden. Besonders wichtig sei aber, dass der Platz für Lkw gut anzufahren sei. "So halten wir diese effektiv aus der Innenstadt heraus", erläutert Pusch. Die Lüneburg Marketing GmbH schätze zudem den Verzicht auf zwei Reisebusstellplätze für den Projektzeitraum von 5 Jahren als verkraftbar ein.

Die Stadt übernimmt die Aufgabe, das Depot mit allen Anforderungen der Grundversorgung aufzustellen und vermietet dann einzelne Abschnitte an lokale und überregionale Akteure der Logistikbranche. Diese verschicken von dort aus Pakete und andere Warensendungen Richtung Innenstadt. Doch auch der umgekehrte Weg – also hinaus aus der Innenstadt – soll möglich werden: Sendungen aus der Innenstadt können im Depot gelagert und gesammelt für den weiteren Versand abgeholt werden.

"Über eine Verlagerung von zehn Prozent der Paketmenge würden wir uns freuen", sagt Nachhaltigkeitsdezernent Markus Moßmann. Über die Projektlaufzeit von fünf Jahren könnten laut Stadtverwaltung schätzungsweise bis zu 1.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Moßmann sieht in dem Projekt aber auch eine "Attraktivitätssteigerung der Innenstadt", weil weniger sperrige Fahrzeuge dort unterwegs sein werden.

Die Container selbst sollen mit Holzelementen verkleidet und mittelfristig begrünt werden, damit sie sich in die grüne Umgebung der Sülzwiesen einpassen. Je nach Zusage des Förderbescheids soll das Vorhaben spätestens im August 2022 starten. Bevor die Stadt den Förderantrag gestellt hat, bewarb die Verwaltung das Projekt bereits und habe so von einem guten Dutzend starker lokaler und regionaler Partner Zusagen für die Unterstützung des Depots erhalten.

Das Konzept hatte die Hansestadt gemeinsam mit der Süderelbe AG entwickelt. Ursprünglich war laut Stadtverwaltung eine ohnehin schon angemietete Lagerhalle am Bahnhof als Standort für das Micro-Depot ins Auge gefasst worden. Diese wird seitens der Eigentümerin, der Deutschen Bahn (DB), jedoch in den kommenden Jahren abgerissen. Hiervon hatte die DB die Stadt leider erst in Kenntnis gesetzt, als die ersten Planungen für das Micro-Depot schon angelaufen waren. So sei es zu Verzögerungen und letztlich zu der Idee gekommen, das Konzept an den Sülzwiesen umzusetzen.