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Wo bleibt die Küche?

Lüneburg, 05.11.2022 - Ist es schlimm, Menschen in Not in Notunterkünften unterzubringen? Wohl nicht, wenn die Not groß ist. Dass es so ist, ist dieser Tage auch in Lüneburg zu erfahren, wo Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlingen vorbereitet oder bereits genutzt werden. Letztere traten in der jüngsten Ratssitzung ans Mikrofon und suchten den direkten Kontakt zu Rat und Verwaltung. Dort sprachen drei Betroffene über ihre Not, in Notunterkünften leben zu müssen.

Keine Privatsphäre, nicht einmal die Möglichkeit, selbst kochen zu können – so stelle sich aktuell die Lage von Flüchtlingen aus der Ukraine dar, die ihren Weg nach Lüneburg gefunden haben. Und: Viele der Flüchtlinge verfügten über Fähigkeiten, die sie gern dem lokalen Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen würden. So und noch weitaus ausführlicher schilderten, ausgesprochen freundlich und moderat im Ton, zwei Ukrainerinnen und ein Ukrainer in der jüngsten Ratssitzung ihre Situation, die sie in Lüneburg derzeit vorfinden. Mit ihrem Dank für die Aufnahme verbanden sie aber auch die Bitte, diese für sie unbefriedigende Situation besser heute als morgen zu ändern.

Die Angesprochene, die Verwaltung der Stadt, nahm das so auf, wie man es in einer solchen Situation nur aufnehmen kann: Sie dankte für die Hinweise, nahm sie "gern auf" und versprach zu prüfen, was geändert werde könnte.

Viel wird das nicht sein, denn die Möglichkeiten sind äußerst begrenzt. Der Wohnungsmarkt in Lüneburg ist nahezu dicht, und was noch frei ist, ist so teuer, dass selbst eine Stadtverwaltung es sich nicht leisten kann, solche Etablissements für die Unterbringung von Flüchtlingen anzumieten. Ihr bleibt also kaum anderes übrig, als all die hierher Strömenden irgendwo einzupferchen, sollen sie nicht im Freien übernachten. Sporthallen eben. Zumal dann, nachdem sie, die Verwaltung, es versäumt hat, sich rechtzeitig etwa um Container zu kümmern, die zusammengeschoben so etwas wie eine "Gemeinschaftsunterkunft" ergeben. 

Solange der Zustrom an Flüchtlingen – auch aus der Ukraine – nicht endet, wird sich auch an dieser Notlage nichts ändern. Vielleicht sollte allmählich doch mal zur Kenntnis genommen werden, was Lüneburgs Oberbürgermeisterin schon vor Wochen sagte: dass die Aufnahmekapazitäten der Stadt erschöpft sind. Doch wer weiß: Vielleicht finden sich ja noch bewegte Lüneburger, die aus reiner Solidarität in die Sporthallen umsiedeln, um in ihren Häusern Platz für die Flüchtlinge zu machen. Aber wäre damit irgendwas gewonnen?

Ein Kommentar von Ulf Stüwe