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Gefälliger Protest im Warmen

12.12.2022 - Endlich! Man hatte schon befürchtet, die lediglich aufs Bridgen spezialisierten Studenten der Lüneburger Uni würden die Klimakrise vollends verschlafen. Nun aber hat sich eine kleine Gruppe friedliebender junger Menschen aufgemacht, ein Zeichen zu setzen. Ihr Appell: Auch die Lüneburger sollten endlich erkennen, dass das Zeitalter fossiler Energieerzeugung vorbei ist. Da war es schön, dieses Zeichen in den warmen Räumen des Zentralgebäudes zu setzen.

Temperaturen um die null Grad, explodierende Heizkosten, knappe Kassen dank ausufernder Inflation – was liegt da näher, als den Aufenthaltsort dorthin zu verlagern, wo es warm und trocken ist und das Wohlgefühl nichts kostet? Wer bitte will es den frierenden Studenten auch verübeln, wenn sie ihr kärgliches Zuhause verlassen und Zuflucht in der wärmenden Obhut der Gesellschaft suchen?

Doch im Ernst: Was soll die Aktion, die von Leuphana-Studenten oder wem auch immer jetzt mit der Besetzung des Zentralgebäudes gestartet wurde? Wissen wir alle nicht längst, dass es großer Anstrengungen bedarf, um unseren Energiebedarf auf ein neues Fundament zu stellen, weg vom Öl und hin zu Technologien, die noch viel mehr können als nur Windräder anzutreiben oder Solarzellen zu erhitzen?

Es wäre schön, wenn dies in den Vorlesungen und Seminaren an der Lüneburger Uni mehr zum Tragen käme. Doch davon hört man nichts. Stattdessen dominieren Gender- und andere Gesellschaftsgerechtigkeitsdebatten, die zwar nett, aber wenig ergiebig sind. Die Aktion der Besetzer könnte daher tatsächlich ein Zeichen setzen: Fangt endlich an, Weichen für die Zukunft zu stellen. Ein Ausstieg aus der fossilen Energie allein aber kann nicht die Antwort sein. Das müssen auch diejenigen begreifen, die jetzt in die wärmende Uni flüchteten.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Klima-Aktivisten besetzen Uni"