06.01.2023 - Marketing ist bekanntlich die Kunst, Produkte so anzubieten, dass gern zugriffen wird – egal ob es sich um Billigfleisch, teure Uhren, Krankenhäuser oder überteuerte Kredite handelt. Städte sind da keine Ausnahme. Wer Gewerbe- und Einkommensteuern sichern und Kaufkraft für den lokalen Einzelhandel, Hotel und Gastronomie sichern will, muss sich im Wettbewerb behaupten. Doch wie geht das? Die Lüneburger Marketing-Spezialisten wissen es offenkundig nicht. Müssen sie auch nicht, es läuft ja auch so.
Man habe das vergangene Jahr dafür genutzt, sich für die Zukunft "strategisch breiter aufzustellen und seine Arbeitsfelder zu erweitern". Alle Aktivitäten sollen sich auf Tourismusmarketing, Eventmanagement, Innenstadtmanagement und Standortmarketing konzentrieren, sagt Lüneburgs Marketing-Chefin Melanie-Gitte Lansmann.
Das klingt gewaltig, ist aber nicht viel mehr als sinnentleertes Abgeschreibsel aus einem VHS-Marketing-Einführungskurs und das, was die LMG schon seit Jahren macht. Denn Tourismusmarketing, Eventmanagement, Innenstadtmanagement und Standortmarketing gehören zum Kerngeschäft jeder städtischen Marketing-Abteilung.
Dass das Marketing-Team um Melanie-Gitte Lansmann darin erfolglos ist, kann man nicht sagen: es läuft. Aber es läuft eben auch nur so dahin, wie schon all die Jahre. Frische neue Ideen, die Stadt attraktiv zu halten und neue, zahlungswillige Touristen anzulocken, die vielleicht mehr wollen als eine peinliche Stadtführung im Mittelalterkostüm, ein Bier mit Bratwurst beim Stadtfest oder einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, solche Ideen gibt es nicht.
Lüneburg kann sich trotzdem vor Touristen kaum retten. Das liegt aber weniger an den strategischen Kommunikationsfähigkeiten der LMG-Chefin, sondern an der Attraktivität der "Roten Rosen". Lüneburg hat das unverschämte Glück, für diese Nachmittags-Fernsehserie als Kulissenstandort auserwählt worden zu sein, und das schon seit Jahren. Die Fans kommen seitdem in Strömen.
Noch wird die von Zwangsgebühren finanzierte Werbung eine Weile anhalten, die ARD hat zwei weitere Staffeln in Auftrag gegeben. Doch was, wenn die "Roten Rosen" verblüht sind? Melanie-Gitte Lansmann muss sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Bis diese letzten Staffeln abgedreht und gesendet sind, ist in Lüneburg vermutlich längst die nächste Marketing-Koryphäe am Werk.
Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Verstärkung fürs Marketing-Team"