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Markt in Schieflage

04.11.2023 - Man muss Martinimärkte nicht mögen, Aal-Dieter und Consorten sind nun mal nicht jedermanns Sache. Doch die teils schrille Atmosphäre, die den Lüneburger Marktplatz und das Rathaus umweht, wenn Händler im November Bananen ins Volk werfen und Mettwürste im Ganzen den Besitzer wechseln, sie hat ihr ganz eigenes Publikum. Der Martinimarkt ist speziell, und er gehört zum Marktleben dazu. Das aber scheint in Lüneburg in Schieflage zu geraten.

Was auch immer die Gründe sind, die jetzt dazu geführt haben, dass weniger Händler zum Martinimarkt nach Lüneburg kommen – gut ist es für die Stadt nicht, die bereits unter zunehmendem Leerstand in ihren Haupteinkaufsstraßen leidet. Und ob es so ist, wie die Stadtverwaltung verstehen machen möchte, wonach die Anzahl der Händler wegen der Corona-Folgen reduziert sei, ist zumindest fraglich. Es könnte auch sein, dass vielen Händlern die Gebühren fürs Aufstellen ihres Standes einfach zu hoch sind. Denn der Marktplatz vor dem Rathaus ist ein attraktiver Standort, den sich die Verwaltung gern stattlich vergüten lässt. 

In diesem Zusammenhang passt auch, dass das Rathaus parallel eine Umfrage zur Attraktivität des Lüneburger Wochenmarkts durchführen lässt. Nur: Wozu? So wird etwa gefragt, was den Marktbesuchern nicht gefällt. Doch was soll eine solche Befragung ergeben? Dass man sich vorstellen kann, dass alles noch viel schöner sein könnte? Dass die Marktbeschicker nicht nur mittwochs und samstags, sondern auch Montag bis Samstag ihre Waren anbieten? Wie sinnlos eine solche Frage ist, weil die Kapazitäten dafür einfach nicht reichen, hätte ein Gespräch mit den Marktbeschickern im Vorfeld ergeben können. Doch darauf legte man im Rathaus keinen Wert. 

Stattdessen wird der Versuch unternommen, Lüneburgs Innenstadt irgendwie "resilienter" zu machen. Zwar weiß keiner, was genau darunter zu verstehen ist, doch es reicht, um damit Jahr für Jahr stattliche Fördermittel-Millionen von Bund und Land abgreifen zu können – als sei das nicht Geld von uns allen. Die "Grüne Oasen", eine peinliche Aktion zur Verschandelung des Lüneburger Stadtbilds, sind ein trauriges Beispiel dafür.

Wer also vorgibt, die Innenstadt fördern zu wollen, sollte zumindest darüber nachdenken, wie ein schlichter Martinimarkt erhalten bleiben kann. Eine Senkung der Ausstellergebühren könnte dabei vielleicht mehr bewirken als das Verpulvern weiterer Fördermittel – für sinnlose Umfragen oder neue Oasen.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Martinimarkt lockt - mit reduziertem Angebot"