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Suppenkasper

21.10.2013 - "Ich esse meine Suppe nicht! Nein, meine Suppe ess' ich nicht!" Man muss nicht den Struwwelpeter gelesen haben, um zu wissen, dass Kinder - auch die süßen kleinen - mitunter ganz eigene Vorstellungen von dem haben, was gut oder nicht so gut für sie ist. Ob es gut ist, dass der Landkreis Lüneburg jetzt das Thema Partizipation in die Kinderkrippen trägt, ist zumindest fraglich. Denn dort sollen nun die Jüngsten selbst entscheiden, wann sie essen und schlafen möchten und auch, ob sie gewickelt und angezogen werden wollen oder nicht. Partizipation beginne mit der Geburt, so der Grundgedanke, der hinter dieser abenteuerlich anmutenden Idee steht.

Abgesehen davon, dass es vermutlich nicht ganz einfach sein wird, die individuellen Vorlieben der Kleinen in der Krippe unter einen Hut zu bringen - während Eines vorzieht, noch eine Weile windelfrei zu träumen, verlangt das Andere nach einer zweiten warmen Mahlzeit und ein Drittes dreht sich kurz vor Feierabend lieber noch mal um. Ärger wird es über kurz oder lang mit den partizipationsgeplagten Mitarbeiterinnen geben. Denn sie dürften von dem täglich wechselnden Wunsch-Programm schon bald alles andere als begeistert sein und schneller nach personeller Verstärkung rufen, als es dem Landrat lieb ist.

Nicht weniger problematisch aber ist, dass mit dieser Kleinkind-Teilhabe der an sich gute Gedanke, Kinder und Jugendliche bei ihren Belangen in der Kommune mitentscheiden zu lassen, ins Kindlich-Lächerliche gezogen wird. Wer Kindern und Jugendlichen Partizipation anbietet, diese aber gleichzeitig auf das Krippen-Niveau absenkt, hat schon verloren, bevor es überhaupt begonnen hat. Denn Kinder und Jugendliche wollen eines: endlich groß sein und ernst genommen werden.

Aber vielleicht ahnen die Projektverantwortlichen und Moderatoren ja bereits, dass die Aussichten, Kinder und Jugendliche für ihre Partizipations-Idee zu gewinnen, nicht so einfach sein wird wie ursprünglich angenommen. Und da ist es doch besser, man wendet sich gleich an die, denen es ohnehin egal ist und die sich nicht dagegen wehren können: die "unter Dreijährigen". 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Künftig bestimmen Kleinkinder, was geschieht"