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Selbstfindung

03.08.2014 - Das ist beeindruckend. Landrat Manfred Nahrstedt fragt seine Bürger - online! -, wie sie sich ihren Internet-Anschluss wünschen. Soll er schnell sein, oder nicht ganz so schnell, oder vielleicht doch richtig schnell? Oder einfach nur schneller als das, was sie seit Jahren kennen und einfach nicht mehr ertragen können: nämlich ewig langes Warten im Internet. Der Landrat sagt, die Befragung sei wichtig für kommende Verhandlungen mit Internet-Anbietern. Doch wozu? Fürs Internet gibt es doch ohnehin nur einen Wunsch, und der lautet: So schnell wie möglich, und zwar in jeder Hinsicht!

Während Nachbarregionen - man schaue einmal nach Ratzeburg - längst Anbieter gefunden haben, die mit beeindruckenden Angeboten auf die ländlichen Haushalte zugehen und mit preiswerten Produkten aufwarten - Glasfaserkabelanschlüsse bis ans Haus und garantierte Geschwindigkeiten von 50 Mbit pro Sekunde mit Anschlusskosten unter 100 Euro -, verharrt der Landkreis Lüneburg nach wie vor in einer Selbstfindungsphase, die ihm teuer zu stehen kommen kann. Denn nicht nur Firmen und Unternehmen sind auf schnelle und leistungsstarke Netze angewiesen, auch Privathaushalte fordern zu Recht Breitbandanschlüsse, die ihnen den Zugriff auf die digitale Welt ermöglichen.

Wer dies nicht bieten kann, wird es irgendwann zu spüren bekommen. Entweder durch ausbleibende Fachkräfte, die mit ihren Familien lieber woanders hinziehen und die Internet-Diaspora um Lüneburg meiden, oder durch umsiedelnde Unternehmen, die es sich schlichtweg nicht länger leisten können, der Konkurrenz aus dem Nachbarkreis nur deswegen den Vortritt zu lassen, weil das Herunterladen der Ausschreibungsunterlagen mal wieder an den Übertragungsraten scheiterte.

Deshalb, lieber Herr Nahrstedt, vergessen Sie Ihre Online-Umfrage und machen Sie endlich die Arbeit, die jetzt geboten ist, es ist doch gar nicht so schwer: Fragen Sie einfach die Anbieter, was sie leisten können und schlagen Sie beim besten Angebot zu. Oder rufen Sie einfach mal in Ratzeburg an, die helfen bestimmt gern weiter. Aber kommen Sie jetzt nicht mit der Standardansage, dies würde zu Lasten von Bildung und Kitaplätzen gehen.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Wieviel Internet darf es sein?"