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Der Anfang vom Ende

17.08.2015 - Es ist der letzte Satz, der in Mädges selbstgewähltem Sommerthema zum Nein zur Elbbrücke aufhorchen lässt. Dort sagt Lüneburgs Oberbürgermeister: "Das Amt Neuhaus ist Teil des Landkreises Lüneburg und soll es meiner Auffassung nach auch zukünftig bleiben." Das ist stark! Denn wer als Politiker eine bis dato geltende Selbstverständlichkeit hervorhebt, um sie gegen nicht aufgestellte Behauptungen zu verteidigen, beabsichtigt in der Regel das genaue Gegenteil dessen, was er bekundet. In diesem Fall ist es der Verbleib des Amtes Neuhaus im Landkreis Lüneburg. Den hat zwar bislang niemand öffentlich in Frage gestellt, doch das hindert Mädge nicht daran, ihn doch noch einmal zu betonen, wohl wissend um die Folgen solchen Tuns: Denn es gehört zum scheinheiligen politischen Geschäft, sich plakativ auch für die Dinge einzusetzen, derer man längst überdrüssig geworden ist.

Dass Mädge es ernst meint, ist offenkundig: Er spricht davon, dass man den Mut haben müsse, den Menschen die Wahrheit zu sagen, ihnen nicht weiter Sand in die Augen streuen darf und dass man ehrlich und aufrichtig miteinander reden sollte. Wer als Politiker solche Worte in den Mund nimmt, darf sich nicht wundern, dass man das genaue Gegenteil davon als die wahrscheinlichere Variante in Betracht zieht. Doch das ist hier nicht das Thema, hier geht es um die Vorbereitung des Exodus' der Neuhäuser, die Einläutung des Abschieds der Zugehörigkeit des Amtes Neuhaus zum Landkreis Lüneburg, das am 30. Juni 1993 per Staatsvertrag in den hiesigen Landkreis aufgenommen wurde. Seitdem fristet die Gemeinde - seien wir ehrlich - ein eher akzeptiertes denn wirklich gewolltes Dasein im politischen Westen, in dem es doch immer nur der Osten geblieben ist, allein schon aus geographischen Gründen.

Doch damit soll nun Schluss sein, das Nein zur Brücke der Auftakt zum eigentlichen Ziel: Der Wiederherstellung der Landkreisgrenzen von vor 1993. Aus Lüneburger Sicht hat es schließlich noch nie wirklich Sinn gemacht, die Ostvettern heim ins Kreisgebiet zu holen. Denn die Kosten sind hoch, der Nutzen gering. Nicht umsonst stöhnt Mädge, dass er bislang immer für die Neuhäuser per Kreisumlage mitzahlen muss, ohne dass dabei bislang Greifbares herausgekommen ist. Einfallslosigkeit wirft er ihnen deshalb vor, unausgesprochene Ossi-Trägheit, die nur auf die Stütze des Westens setzt. Nein, ein solches Verhalten ist nicht nach dem Geschmack des Lüneburger Oberbürgermeisters, dessen Einfallsreichtum immerhin schon einen Schuldenberg von über 400 Millionen Euro aufgehäuft hat - ausgenommen natürlich der 70 Millionen, die sich die Stadt vom Land zur Schuldentilgung spendieren ließ, finanziert übrigens aus dem Topf, in den alle niedersächsischen Kommunen einzahlen mussten, auch die, die sich nichts haben zu Schulden kommen lassen.

Interessant ist aber auch, dass diese Diskussion zu diesem Zeitpunkt kommt, immerhin sind im nächsten Jahr Kommunalwahlen. Wie die Neuhäuser wählen werden, dürfte klar sein, Rot-Grün dürfte dort dann auf der politischen Landkarte wohl nicht mehr auftauchen. Auch ein paar Bleckeder werden es ihren Kreistagsabgeordneten noch eine Zeitlang nachtragen, dass man sie um die so wichtige Brücke in den Osten gebracht hat, die sie 40 Jahre auch nicht hatten. Doch der Rest des Landkreises wird sich vermutlich ebenso schnell an den Abschied der Neuhäuser gewöhnen wie an deren Ankunft. Und wenn die Politik dann noch deutlich machen kann, wieviel Geld durch die Verkleinerung des Landkreises gespart und dafür in Horte und Kitas gesteckt werden kann, werden sich schon einige Wähler ihre Gedanken machen. 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Unverhoffte Hilfsangebote aus Lüneburg"