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Durchsichtiges Manöver

14.02.2016 - Es kommt immer gut an, wenn man sich für eine vermeintlich gute Sache einsetzt, vor allem dann, wenn man größere Teile der Bevölkerung oder, wie in diesem Fall, Wählerschaft hinter sich zu wissen glaubt. Konkret geht es um den Erhalt des Vamos, derzeit Lüneburgs einzige Kultur- und Veranstaltungshalle, die mehr als 500 Besucher aufnehmen kann. Dessen Tage auf dem heutigen Uni-Gelände sind bekanntlich gezählt. Die Leuphana will den Vertrag nicht noch ein weiteres Mal verlängern und endlich Geld machen aus dem Grundstück in unmittelbarer Nähe ihres sündhaft teuren Libeskind-Baus. Die Fraktionen von SPD und Grünen – seit Jahren bestimmende Mehrheit im Kreistag – versuchen sich jetzt als Retter in der Not. Das ist heuchlerisch.

Zwei Millionen Euro hatte der Landkreis 2008 mit überwältigender Mehrheit – lediglich vier der sieben Grünen-Abgeordneten hatten dagegen gestimmt oder sich enthalten – locker gemacht, um den Bau des neuen Zentralgebäudes zu ermöglichen. Im Gegenzug gab es eine Mitnutzungserlaubnis für das 1200 Plätze umfassende Audimax. Für die Kreistagsabgeordneten als auch für den Rat der Stadt Lüneburg, der sogar 5 Millionen Euro besteuerte, war dies ein hinreichender Ersatz für die inzwischen abgerissene Nordlandhalle und das Vamos, das nach Fertigstellung des Libeskindpalastes ebenfalls weichen sollte.

Nun aber droht Ungemach: Das Audimax wird frühestens Ende 2017 fertig sein, das Vamos soll ein Jahr zuvor schon seine Pforten schließen. Lüneburg, das sich selbst gern in seiner Funktion Oberzentrum sonnt, steht spätestens dann wie ein abgeschalteter Kultur-Leuchtturm inmitten einer ohnehin nur trübe glimmenden Veranstaltungsregion da. Wer künftig Künstler erleben will, die mehr als nur die lokalen Provinzgrößen zu bieten haben, wird dann wohl oder übel nach Hamburg fahren müssen. 

Damit werden gleich zwei Defizite erkennbar: Weder Stadt noch Landkreis haben es bis heute geschafft, ein Nordlandhalle-Nachfolgekonzept auf die Beine zu stellen, obwohl die Halle schon Ende der 1990er-Jahre nicht mehr zur Verfügung stand, noch hat die Stadt auch nur ansatzweise eine Idee, wie sie die für sie so wichtigen Touristenzahlen in der Nach-Rote-Rosen-Zeit halten will. Mit einer Veranstaltungshalle und einem Konzept, das über Bierbuden, Bratwurststände und ohrenbetäubendes Live-Musik-Gedröhne hinausgeht, könnte Lüneburg es vielleicht sogar schaffen, kulturinteressierte Hamburger nach Lüneburg zu locken. Dazu wären aber Ideen gefragt, die über das Niveau der letzten Jahre deutlich hinausreichen. Immerhin: Die nötige Infrastruktur – schnelle Erreichbarkeit durch Autobahn und Bahn, ausreichend Hotels und jede Menge Gastronomie sowie verlockende Shopping-Atmosphäre – ist vorhanden. 

Stattdessen aber vergraben sich unsere Provinzpolitiker lieber in ihren Stellungen und versuchen, mit fadenscheinigen Argumenten für Rettung zu sorgen. Zu dumm nur, dass sie damit ausgerechnet jetzt kommen. Denn was sie in Wirklichkeit retten wollen, ist nur eins: ihren Wiedereinzug in den Kreistag. 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Auf Vamos-Erhalt mit Nachdruck einwirken"