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Wirtschafts-Verhinderer

11.03.2016 - Natürlich muss etwas getan werden, wenn Ortszentren nicht an einem schleichenden Einzelhandels-Tod zugrunde gehen sollen. Lüneburg ist da zum Glück fein raus. Noch. Denn auch in der Hansestadt sind seit langem Veränderungen spürbar, die sich durch Verdrängung kleiner Einzelhändler durch System- und Filialketten bemerkbar machen. Grund ist in diesem Fall einmal nicht die viel beklagte Internet-Konkurrenz, Grund sind häufig völlig überzogene Mietforderungen seitens der Immobilienbesitzer. Orte wie Dahlenburg, Amelinghausen oder Adendorf können davon allerdings nur träumen. Sie wären schon glücklich, wenn überhaupt mal ein Interessent am Ortsrand auftaucht. Nun bekommen sie auch noch Hilfe, die keiner gerufen hat.

In selbstgefälliger Pose hat sich die IHK Gedanken gemacht, wie die Trostlosigkeit vieler Ortszentren verbessert werden könnte. Mehr Sauberkeit, mehr Sicherheit, bessere Möblierung – Sofas auf dem Marktplatz?? –, mehr Bepflanzung und schönere Fassaden sollen dazu beitragen, dass die Kunden endlich wieder in die Zentren strömen. Toll! Doch die Strategen der von Zwangsgebühren finanzierten und auf Zwangsmitgliedschaften beruhenden Interessenvertreter der Wirtschaft haben offenbar vergessen, dass Kunden nur dann kommen, wenn auch Angebote locken.

Es ist deshalb entlarvend, dass ausgereichnet diejenigen, die stets das Banner der freien Marktwirtschaft vor sich hertragen und sich jegliche Einmischung in selbstregulierende Wirtschaftskreisläufe durch Staat und Bürokratie verbitten, nun die Kommunen in die Pflicht nehmen wollen. Und es ist beschämend, sich nur dann bequemen zu wollen, wenn das weiche Bett der gesicherten Umsätze zuvor von anderen bereitet und vorgewärmt wurde. Den Bürokraten der IHK ist diese Geisteshaltung in den vergangenen Jahrzehnten aber offenbar immer mehr zur zweiten Natur geworden. Vielleicht sollte nun im Gegenzug die Politik einmal darüber nachdenken, ob es nicht besser wäre, den Wettbewerbs-Verhinderern ein bisschen frischen Wind zukommen zu lassen. Sicher geglaubte Pfründe haben auf Dauer noch jedem geschadet. 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Schöner, sicherer und sauberer"