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Kollektiver Unsinn

13.12.2020 - Das "Kollektiv" hat am Wochenende in Lüneburg mal wieder die Richtung vorgegeben. Dieses Mal war es das "Klima-Kollektiv" – einem allem Wortschöpfungsanschein nach zweckmutiertes Gebilde aus fahrradfahrenden Autoverweigerern und spätsozialistischen Dauerkämpfern –, das zum Sturm auf die Ostumgehung aufgerufen hatte. An die 300 Pedalritter – teils mit, teils ohne Litium-Ionen-Batterie – hatten sich am Samstagmittag auf den Weg gemacht, um bei niedrigen Temperaturen gegen den Klimawandel anzustrampeln. Feine Sache, möchte man meinen, wenn es nicht gerade dieser Tag gewesen wäre.

Es gehört einiges dazu, an einem Adventssamstag zu bester Einkaufszeit die halbe Lüneburger Innenstadt zu blockieren, um an einen vor fünf Jahren unterzeichneten Vertrag zu erinnern. Adventssamstage sind im Einzelhandel bekanntlich die umsatzstärksten Tage im Jahr. Was in dieser Zeit nicht erlöst wird, ist nicht mehr aufzuholen. Und gerade im Corona-Jahr 2020 brauchen die Händler händeringend Tage, in denen sie wenigstens einen Teil der Einbußen, die ihnen der zurückliegende Lockdown gebracht hat, wieder gutmachen können. Und der nächste Lockdown steht bereits vor der Tür.

Den Klima-Besorgten scheinen solche Zusammenhänge egal zu sein oder sie kennen sie nicht. Beides ist gleich schlimm, vor allem, wenn man mit der bescheidenen Macht von 300 Gleichgesinnten, dafür aber zwei Dutzend Polizeikräften im Rücken, meint, wichtige Zufahrtsstraßen in die Innenstadt blockieren zu müssen. 

Übrigens: Mit dem Auto, gegen das gern moralstark demonstriert wird, kommen an Wochenenden diejenigen von außerhalb in die Stadt, die sonst kaum eine Möglichkeit haben, Lüneburgs Innenstadt-Angebote wahrnehmen zu können. Anders als die Lüneburger Zweiradprotagonisten mit ihrem Hang zum Lastenfahrrad-Absolutismus sind Dahlenburger, Südergellerser und Bleckeder nunmal aufs Auto angewiesen.

Vorbildlich und vor allem wirkungsvoller wäre es daher gewesen, wenn die Einkäufe der Nicht-Lüneburger von den Lastenfahrrad-Beseelten zu ihnen nach Hause gebracht worden wären, statt nutzlos auf der Ostumgehung herumzuradeln.

Doch dazu wird es vermutlich nicht kommen, auch wenn das "Klima-Kollektiv" die nächste Aktion bereits angekündigt hat. Zu befürchten ist nur, dass schon bald die sozialistische "Brigade" anrücken wird, um den Unwilligen die Leviten zu lesen. 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zur Fahrrad-Demonstration in Lüneburg am 12. Dezember 2020.