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Leuphana-Neubau wird zum Zahlen-Verwirrspiel

Hannover sieht Mehrkosten bei 18,3 Millionen Euro - Universität sieht Finanzierungslücke bei 7,5 Millionen Euro

Lüneburg, 22.10.2013 - Wie teuer wird das neue Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg wirklich? Am vergangenen Freitag hatte das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur mitgeteilt, dass sich die Bruttokosten für den Bau um 18,3 Millionen Euro verteuerten. Heute äußerte sich die Leuphana dazu. Sie bestritt die gestiegenen Baukosten nicht, wohl aber, dass ein entsprechend hoher Nachfinanzierungsbedarf bestehe, wie von einigen Medien behauptet worden sei. Die Universität bekräftigte vielmehr ihre bisherige Aussage, dass lediglich 7,5 Millionen Euro für die Nachfinanzierung benötigt würden - netto. Doch selbst die von der Leuphana favorisierte Nettokosten-Betrachtung erklärt die Differenz nicht wirklich.

"Die Kosten des Baus liegen nach derzeitigem Stand weiterhin im Rahmen der langfristig getroffenen Risikovorsorge der Universität und entsprechen der bereits im Juni 2013 vom Stiftungsrat der Universität bestätigten und dem Land Niedersachsen vorgelegten Finanzierungsplanung", erklärte die Leuphana heute und bezifferte die bislang entstandenen Gesamtkosten mit 77,1 Millionen Euro brutto.

Als Gründe für die Kostensteigerung führt die Universität den Anstieg der allgemeinen Baupreise zwischen 2010 und 2013 an, Verzögerungen beim Baubeginn infolge von Klagen eines Nachbarn, verspätete Zulieferungen eines Fachplaners, Kostensteigerungen bei der Haustechnik sowie Anpassungen bei der Ausführungsplanung.

Leuphana: Bruttokosten irrelevant

Die 77,1 Millionen Euro Bruttokosten seien Ende September in die aktualisierten Planungsunterlagen des Landes, die sogenannte Nachtrags Z-Bau, überführt worden, erklärt die Leuphana. Dort werden sie derzeit von den zuständigen Stellen, dem Landesrechnungshof und der Oberfinanzdirektion, geprüft (LGheute berichtete).

Doch die Bruttokosten seien für die Ermittlung des Finanzierungsbedarfs letztlich gar nicht relevant, hebt die Universität hervor. Da sie zum Abzug der Vorsteuer - 19 Prozent - für den Bau des Zentralgebäudes berechtigt sei, seien nur die Nettokosten in Höhe von rund 64,8 Millionen Euro finanzierungsrelevant. Damit, so die Uni weiter, entstehe während der Bauphase gegenüber früheren Planungen, die noch bei 57,3 Millionen Euro lagen, ein Nachfinanzierungsbedarf in Höhe von rund 7,5 Millionen Euro, der auch allein von der Universität getragen werde. Auch werde die Leuphana keine zusätzlichen eigenen Mittel zu Lasten von Forschung und Lehre für den Bau verwenden.

 Finanzierung: Doch 15,3 Millionen Euro offen? 

Ob allerdings die Angaben der Universität auch im Einklang mit den Berechnungen stehen, die in der vergangenen Woche vom Wissenschaftsministerium angestellt wurden, scheint indes fraglich. Am Freitag erklärte das Ministerium: "Die Leuphana Universität Lüneburg hat dem Land mit der Nachtragsplanung am 30. September 2013 Gesamtkosten der Baumaßnahme i.H.v. rund 76,050 Mio. € brutto vorgelegt. Im Vergleich dazu lagen die Kosten bei der letzten Befassung des Ausschusses für Haushalt und Finanzen im Jahre 2011 bei rund 57,7 Mio. € brutto. Dies bedeutet, dass es eine Kostensteigerung von rund 18,350 Mio. € brutto gibt." 

Während das Ministerium also Mehrkosten und damit einen Nachfinanzierungsbedarf in Höhe von 18,3 Millionen Euro brutto ausgemacht hat, sieht die Leuphana diesen Bedarf bei lediglich 7,5 Millionen Euro netto, es klafft also eine Lücke von immerhin 10,8 Millionen Euro. Mit der Vorsteuer-Ersparnis, wie die Leuphana argumentiert, ist diese Summe jedoch nicht zu erklären. Denn bei einem Abzug von 19 Prozent von 18,3 Millionen Euro verbleiben immer noch 15,3 Millionen Euro. Abzüglich der 7,5 Millionen Euro, die von der Leuphana als Nachfinanzierungsbedarf eingeräumt werden, bleibt also noch ein weiterer Betrag in Höhe von 7,8 Millionen Euro offen.

 Hannover: Frist bis Ende Oktober

Wie die Finanzierung des inzwischen in die Schlagzeilen geratenen Libeskind-Baus aussieht, scheint auch dem zuständigen Ministerium in Hannover noch ein Rätsel zu sein. "Da der Finanzierungsplan wie mitgeteilt am 30. September noch nicht vorgelegt wurde, kann die genaue Höhe dieses von der Universität zu tragenden Mehrbedarfs nicht benannt werden", teilte das Wissenschaftsministerium in der vergangenen Woche vernehmbar missgestimmt mit.

Jetzt wurde der Universität eine Frist gesetzt. Bis Ende Oktober erwartet Hannover den Finanzierungsplan und damit Aufklärung, wie es mit dem Bau weitergehen soll.