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Fundament für die Erinnerung

Historiker legt umfangreichen Datensatz zur jüngsten Lüneburger Militärgeschichte vor

Nicht jeder kann mit der eigenen Geschichte souverän umgehen, wie die Schmierereien des Denkmals für die Toten des 110. Infanterie-Regiments zeigen. Ein umfangreicher Datensatz zur Lüneburger Militärgeschichte soll Hilfestellung für den richtigen Umgang geben. Foto: LGheuteLüneburg, 21.07.2021 - Die Zeit des Nationalsozialismus, seine Vorgeschichte und der Umgang damit in der Nachkriegszeit – auch in Lüneburg hat diese dunkle Epoche deutscher Geschichte ihre Spuren hinterlassen. Der Historiker Dr. Christoph Reinders-Düselder hat sich dieses Themas nun, auch in Hinblick auf den aktuellen Diskurs zur Lüneburger Erinnerungskultur, angenommen und eine wichtige Grundlage geliefert.

Mehr als 200 Datensätze zur Lüneburger Militärgeschichte seit Ende des Ersten Weltkrieges hat der Reinders-Düselder mit seiner von der Hansestadt beauftragten Forschungsarbeit systematisch erfasst.

"Die umfangreichen Arbeiten von Dr. Reinders-Düselder haben eine wichtige Lücke geschlossen. Dadurch können wir den Prozess der Lüneburger Erinnerungskultur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern auf einer systematischen Grundlage und geschichtswissenschaftlichen Quellenbasis weiterentwickeln", erklärt Katrin Schmäl, Kulturreferentin der Hansestadt Lüneburg.

Die Datensätze sollen auch als Grundlage für den vom Kulturreferat der Hansestadt geleiteten Arbeitskreis Erinnerungskultur dienen. Hier diskutieren Vertreter aus Vereinen, Kultureinrichtungen, der Geschichtsforschung sowie aus Politik und Stadtverwaltung, wie sich das gemeinsame Erinnern und Gedenken in Lüneburg weiterentwickeln soll. Vor allem mit Blick darauf, dass es nur noch wenige Zeitzeugen der Geschehnisse vor 1945 gibt.

Zu der Debatte möchte Reinders-Düselder mit seiner Recherche konstruktiv beitragen: "Es fehlte bisher an einer wissenschaftlich fundierten, systematischen Darstellung zur Militärgeschichte Lüneburgs seit Ende des Ersten Weltkrieges. Meine Recherche dient dazu, diesen weißen Fleck zu beschreiben und so mit den überlieferten Quellen die Grundlage für eine sachliche Debatte zu liefern."

Zu dieser Debatte zählt auch der zukünftige Umgang mit den Denkmälern der Stadt und die Überarbeitung der dazugehörigen Texttafeln zu den "Lüneburger Orten gegen das Vergessen" sowie zum Friedenspfad. Stark diskutierte Themen der vergangenen Jahre waren hierbei unter anderem der Gedenkstein der 110. Infanterie-Division ebenso wie das Reiterstandbild im Clamart-Park oder das Mahnmal im Tiergarten. Die Recherche bietet nun umfangreiche Quellen zu den Hintergründen der umstrittenen Denkmäler.

Recherchiert hat Reinders-Düselder im Stadtarchiv der Hansestadt Lüneburg und im Archiv der Landeszeitung ebenso wie im Niedersächsischen Landesarchiv Hannover, im Bundesarchiv Koblenz/Berlin, im Militärgeschichtlichen Bundesarchiv Freiburg sowie in weiteren Bibliotheken in der Region.

Um die Datensätze für jedermann zugänglich zu machen, sind die von Reinders-Düselder wissenschaftlich erfassten Datensätze in Kürze an den Rechnern im Lesesaal des Stadtarchivs der Hansestadt Lüneburg einsehbar. Aus Sicht des Historikers ein wichtiger Aspekt: "Die historische Aufarbeitung ist ein Prozess und nie ganz abgeschlossen. Jede Generation muss ihren eigenen Zugang zur Erinnerungskultur finden. Die Recherchen bieten nun ein Fundament dafür."