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Das Baustellen-Paradox

Warum Straßenbaubehörden mit ihren Fehlplanungen immer richtig liegen 

Was immer klappt, ist die Baustellen-Einrichtung. Wie der Verkehr damit klarkommt, interessiert die Behörden in der Regel wenig. Foto: LGheuteLüneburg, 12.08.2023 - Wer in diesen Wochen mit dem Auto im Landkreis Lüneburg unterwegs ist, braucht Geduld, Gleichmut und die Hoffnung, dass es irgendwann vielleicht doch mal besser wird. Grund sind die zahlreichen Baustellen in der Region, die nur noch Ortskundigen eine halbwegs verlässliche Routen- und Zeitplanung erlauben, um ans gewünschte Ziel zu kommen. Richtig ärgerlich aber wird es dann, wenn Baustellen oft über Wochen verlassen vor sich hindösen. Über Ausreden für den unerklärlichen Stillstand sind die zuständigen Stellen jedenfalls nicht verlegen.

Witterungsbedingte Verzögerungen – das ist die Lieblingsantwort nicht nur der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Lüneburg, wenn es darum geht, eine Erklärung für das zum Teil wochenlange Nichtstun auf den Baustellen in der Region zu finden. Und davon gibt es reichlich zur Zeit: Gesperrt ist die B4 zwischen Melbeck und der Abfahrt Bad Bevensen, gesperrt war bis vor kurzem noch die B209 in Brietlingen, gesperrt ist sie weiterhin in Hohnstorf, gesperrt ist die Elbbrücke in Lauenburg, gesperrt ist die Kreisstraße 53 zwischen Ebensberg und Scharnebeck, weil hier ein Fahrradweg saniert wird. Und ein Dauerhindernis mit etlichen Teilsperrungen ist seit Monaten die Ostumgehung in Lüneburg.

Angebliche witterungsbedingte Einflüsse – mal war es zu kalt, mal zu feucht - legten monatelang auch die Baustelle an der Uelzener Straße in Lüneburg lahm, die Interessen der Anwohner mussten da hintanstehen.

Aus den Behörden gibt es aber noch eine weitere, gern genutzte Erklär-Variante für tagelangen Baustellen-Stillstand. Sie lautet: Alles läuft nach Plan. So lässt sich beispielsweise eine Bahnsprecherin zitieren, warum denn an der gesperrten Elbbrücke in Lauenburg erkennbar nichts mehr passiert.

Dass dieses Argument nur so lange zieht, bis der ursprünglich genannte Zeitpunkt für die Fertigstellung selbst von den Baustellen-Spezialisten in den Amtsstuben nicht mehr zu halten ist, wissen die Schönredner natürlich auch. Sie ziehen dann ihre nächsten Trümpfe aus dem Ärmel: Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel, Urlaubszeit, ungeplante Mehrarbeit, selbst der Rauswurf einer Baufirma wie bei der Teilsanierung der A39 im vergangenen Jahr ist dann schon mal angesagt, wenn der Plan dann doch nicht nach Plan läuft. 

Die Leidtragenden sind aber nicht nur die Autofahrer. Baustellen und durch sie ausgelöste Staus verursachen volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von mehreren Milliarden Euro pro Jahr, von dem nervenzehrenden Zeitfaktor und den ökologischen Belastungen durch stundenlanges Staustehen ganz zu schweigen. Runtergebrochen auf die Region Lüneburg wären das immer noch einige Millionen, die man sparen könnte.

Bleibt also die zentrale Frage: Wie lassen sich Baustellen mit möglichst hoher Arbeitseffizienz und geringstmöglichen Einschränkungen für die Volkswirtschaft organisieren? Eigentlich kein Hexenwerk.