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Der Sand als Wohlfühloase

CDU will künftig Elektro-Busse rollen lassen – Grüne zeigen sich irritiert

Laut und stinkend: Die Linienbusse sind für viele ein Ärgernis. Auf die Haltestellen in der Innenstadt wollen dennoch nur wenige verzichten. Foto: LGheuteLüneburg, 26.02.2021 - Kleinbusse mit Elektroantrieb, Grünstreifen und Kinderspielplatz – die CDU will den Platz am Sande zur "Wohlfühloase" machen. Dazu sollen E-Busse schon bald im Testbetrieb auf einer Ringlinie in der Lüneburger Innenstadt mit Anbindung an den Bahnhof fahren. Das jedenfalls fordert die CDU-Kreistagsfraktion in einem Antrag für den Mobilitätsausschuss am 2. März. Unterstützung kommt von den Lüneburger Parteifreunden. Die Grünen wiederum zeigen sich irritiert von dem Vorstoß, den sich die CDU-Oberbürgermeisterkandidatin Monika Scherf ans Revers heften will, und bringen ihrerseits nun ihre OB-Kandidatin ins Spiel.

"Wir haben doch bereits die Beschlusslage, welche die Verwaltung beauftragt, bis zum 1. Mai 2021 ein Konzept vorzulegen", wundert sich Detlev Schulz-Hendel, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Kreistag. 

Die Grünen hatten bereits im letzten Jahr einen E-Shuttle-Betrieb für den Innenstadtkern, insbesondere zwischen dem ZOB und dem Innenstadtkern in Lüneburg beantragt. Die CDU-Kreistagsfraktion habe daraufhin das Gespräch mit den Grünen gesucht, beide Fraktionen hatten den Antrag im Mobilitätsausschuss des Kreistages schließlich in einem gemeinsamen Antrag weiter konkretisiert. Dort hieß es, dass die Verwaltung bis zum 1. Mai ein Konzept für die Linienverkehre der Kerninnenstadt mit E-Shuttle Busse vorlegt.

Doch der CDU geht das nicht schnell genug, sie drückt aufs Tempo und will eine Entscheidung über die grundsätzliche Struktur des ÖPNV nach einer Evaluation des Nahverkehrsplans nicht abwarten. Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion Günter Dubber: "Die Verkehrsproblematik wurde in der Vergangenheit schon viele Male hin- und hergewendet und letzten Endes dann doch nicht angegangen. Das soll sich nicht wiederholen. Deshalb fordern wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt neben dem bestehenden ÖPNV-Angebot einen Testbetrieb von Elektrobus-Shuttles einzuführen."

Auch der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Rat der Hansestadt Lüneburg, Rainer Mencke, stellt sich hinter den Vorstoß: "Die Stadt leidet unter Staus und Abgasen, insbesondere im Bahnhofsumfeld. Als Fraktion unterstützen wir daher den Vorschlag zum Probebetrieb von Elektrokleinbussen." Wie der genau aussehen soll, sollen die zuständigen Dezernenten von Stadt und Kreis gemeinsamen erarbeiten und den Gremien vorstellen.

Mencke will aber auch die "Aufenthaltsqualität am Sande" deutlich verbessern. Hierzu kann er sich dort einen begrünten Mittelstreifen ebenso vorstellen wie einen Kinderspielplatz. "Dieser zentrale Platz soll eine Wohlfühloase werden ohne stinkende und lärmende Dieselbusse." Diese sollen deshalb Elektro-Bussen Platz machen, die in einem Ring die Innenstadt umrunden, dabei auch den Sand, den Markt und den ZOB am Bahnhof ansteuern.

Wie das genau gehen soll, wo die E-Busse fahren und halten, in welcher Taktung sie unterwegs sind und wie sie an die anderen Stadt- und Überlandlinien angebunden werden – all das soll testweise geprüft werden, zunächst mit zwei oder drei kleinen E-Bussen. "Learning by doing", nennt Mencke das und sagt: "Wir müssen endlich mal anfangen." 

"Die Kleinbusse mit Elektroantrieb haben das Potenzial, den motorisierten Individualverkehr spürbar zu reduzieren und auf diese Weise auch einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz vor Ort zu leisten. Eine solche Aufgabe lässt sich nur lösen, wenn sich ihr der Landkreis und die Stadt gemeinsam stellen", sagt Monika Scherf. 

Dahinter will auch Scherfs grüner OB-Gegenpart Claudia Kalisch nicht zurücktreten. "Zwar ist der ÖPNV eine Aufgabe des Landkreises, jedoch müssen die städtischen Gremien, wie der Verkehrsausschuss, mitgenommen werden. Schließlich geht es um den wichtigen Einstieg in die autofreie Innenstadt." Zunächst aber müsse der "längst überfällige" Mobilitätsgrundsatzausschuss zügig die vorliegenden Ideen fachlich beraten, "denn für eine Realisierung und gute Akzeptanz sind tragfähige Konzepte absolut notwendig".

Verärgert reagiert auch Ulrich Löb, stellvertretender Fraktionssprecher der Grünen im Lüneburger Stadtrat: "Es wird über uns, aber nicht mit uns gesprochen, so geht das nicht. Nicht einmal der zuständige Dezernent der Stadt hält es für nötig, zu dieser Frage eine Verkehrsausschusssitzung einzuberufen." Hier gehe es aber um die wesentlichen Belange des ÖPNV in der Stadt.

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