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Stimmung in der Wirtschaft erreicht Tiefpunkt

Konjunkturklima-Index: Preissteigerungen belasten Unternehmen

Die Erwartungen der Unternehmen an die weitere Geschäftsentwicklung ist erneut gesunken. Grafik: IHKLWLüneburg, 15.07.2022 - Mit düsterem Blick schaut die regionale Wirtschaft in die Zukunft. Das ist das Ergebnis des aktuellen Konjunkturklima-Indikators, den die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) heute für den Wirtschaftsraum Nordostniedersachen vorgelegt hat. Vor allem die Preissteigerungen bei Einsatzmaterialien, Rohstoffen und vor allem bei Energie drücken auf die konjunkturelle Stimmung der Unternehmen.

Im zweiten Quartal 2022 sinkt der Konjunkturklima-Indikator, der sowohl die aktuelle geschäftliche Lage der Unternehmen als auch ihre Geschäftserwartungen abbildet, um zehn Punkte auf einen aktuellen Wert von 75. Niedriger hatte er laut IHKLW in den vergangenen zehn Jahren lediglich zu Beginn der Corona-Krise gelegen. 

"Gestörte Lieferketten sorgen für einen sich weiter verschärfenden Mangel an Einsatzmaterialien und Rohstoffen sowie für erhebliche Preissteigerungen. Auf der Nachfrageseite belasten die Inflation, steigende Zinsen sowie Unsicherheiten über den weiteren Kriegs- und Pandemieverlauf das Konsum- und das Investitionsklima. Insgesamt bezeichnen mehr als 84 Prozent der befragten Unternehmen die derzeitigen Energie- und Rohstoffpreise als ein gravierendes Risiko für ihre weitere Geschäftsentwicklung", sagt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert. 

◼︎ Stärktes Stimmungstief beim Einzelhandel 

In allen Wirtschaftsbereichen ist ein Stimmungstief zu verzeichnen, am härtesten trifft es den Einzelhandel. Der Konjunkturklima-Indikator der Branche gibt um zwölf Punkte nach und erreicht aktuell einen außerordentlich niedrigen Stand von 53 Punkten. Herbe Verluste um 10 auf 84 Punkte muss auch der Großhandel einstecken, ebenso die Industrie, deren Konjunkturklima-Indikator um zwölf Punkte auf einen Wert von 66 Punkten fällt. Die Stimmung in der Dienstleistungswirtschaft bleibt im Sommer stabil, der Indikatorstand liegt mit 94 Punkten lediglich um drei Punkte niedriger als im Frühjahr 

◼︎ Jedes zweite Unternehmen rechnet mit erheblichen Einbußen

Mit ihrer aktuellen geschäftlichen Lage zeigt sich die heimische Wirtschaft immerhin noch mehrheitlich zufrieden. So beurteilen 30 Prozent der Unternehmen die eigene Situation derzeit als gut und 45 Prozent bezeichnen sie als zufriedenstellend. Jedes vierte Unternehmen vermeldet dagegen eine schlechte Geschäftslage. Die Geschäftserwartungen der regionalen Wirtschaft waren bereits im Frühjahr wegen des Kriegs in der Ukraine stark eingebrochen. Zum Sommer hin haben sie sich nun nochmals verschlechtert. Lediglich acht Prozent der Unternehmen rechnen mit besseren Geschäften – dagegen befürchten 54 Prozent in den kommenden zwölf Monaten teilweise erhebliche geschäftliche Einbußen. 

Schon aktuell klagt der Großteil der befragten Unternehmen über längere Wartezeiten und höhere Einkaufspreise für Rohstoffe und Vorprodukte. Zwei Drittel vermelden einen merklich gestiegenen Planungsaufwand für die Beschaffung von Einsatzmaterialien. 30 Prozent der Betriebe können bestehende Aufträge nicht abarbeiten und jeder achte Betrieb muss seine Produktion reduzieren oder gar stoppen. 

◼︎ Kammer fordert größere Genehmigungs-Spielräume 

„Nicht nur die energieintensiven Unternehmen sind angesichts der kritischen Energie- und speziell der Gasversorgungslage in allergrößter Sorge“, kommentiert Zeinert. „Soweit es möglich ist, bereiten sich die Betriebe wegen des drohenden Gasmangels mit Hochdruck auf den Ersatz von Erdgas in ihren Feuerungs- und Produktionsanlagen vor."

Allerdings stießen sie dabei auf Umweltbehörden, die ihrerseits auf ihre geringen genehmigungsrechtlichen Spielräume hinweisen, so die IHKLW. "Unflexible umweltrechtliche Vorgaben verhindern so eine schnelle Umstellung der Anlagen auf andere Brennstoffe", beklagt Zeinert. Um einen Gasnotstand zu verhindern, müsse die Politik schnellstmöglich größere Spielräume für die befristete Duldung von genehmigungsbedürftigen Feuerungsanlagen schaffen. "Generell braucht es zur Bewältigung der aktuellen Krisensituation investitionsfreundliche Rahmenbedingungen und keine aus der Zeit gefallenen Vorschriften", so Zeinerts Fazit. 

Für die Konjunkturumfrage Nordostniedersachsen haben im Juni und Juli 195 Betriebe aus den Landkreisen Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen und Celle ihre aktuelle und künftige Wirtschaftslage eingeschätzt.