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Gedrückte Stimmung trotz guter Zahlen

Tourismusbranche blickt nach gutem Sommer kritisch auf die kommenden Monate

Hotellerie und Gastronomie schauen auf einen insgesamt guten Sommer zurück, sehen aber dunkle Wolken am Tourismus-Himmel. Foto: LGheuteLüneburg, 28.11.2022 - Mit Sorge blickt die Tourismusbranche in Nordost-Niedersachsen auf die kommenden Wintermonate. Dabei lief es in der für die Region wichtigen Urlaubsregion Lüneburger Heide mit 95 Prozent Auslastung in der Feriensaison noch richtig rund. Doch explodierende Energiekosten, höherer Mindestlohn und verschärfter Personalmangel lassen die Aussichten trüben, wie eine aktuelle Umfrage der IHKLW zeigt.

Der branchenspezifische Konjunkturklimaindex der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW), der im Sommer 2021 kurzzeitig mit 147 Punkten wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht hatte, blieb im Sommer 2022 mit 90 Punkten unter dem Frühjahrswert von 102 Punkten. Zwar beurteilen 53 Prozent der Unternehmen im Gastgewerbe die letzte Saison als gut, 42 Prozent als befriedigend und nur fünf Prozent als schlecht. Grund für den niedrigeren Konjunkturklimaindex sind aber die eingetrübten Zukunftsaussichten. So erwartet jedes zweite Unternehmen eine ungünstigere Geschäftslage beim Blick auf die nächsten Monate, nur vier Prozent gehen von einer Verbesserung aus. 

Als größtes Risiko für die für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens bewerten die Befragten mit 92 Prozent die Energie-, Lebensmittel- und Rohstoffpreise. Die Betriebe versuchen einerseits ihre Kosten zu senken und andererseits die höheren Preise an die Kunden weiterzugeben, so die IHKLW in ihrem Bericht. So reagieren 94 Prozent der Betriebe mit Preiserhöhungen, 71 Prozent sparen Energie ein und 44 Prozent werden Investitionen zurückfahren. Sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite seien betroffen. 28 Prozent der Befragten werden ihr Angebot einschränken und ebenfalls 28 Prozent erwarten eine geringere Nachfrage der Gäste. 

◼︎ Doppelrisiko Personal

Den zweiten und dritten Platz der Geschäftsrisiken belegt das Thema Personal: Die Arbeitskosten sehen 59 Prozent als Risiko, fehlende Arbeitskräfte gaben 56 Prozent an. Der Personalmangel habe vor allem Folgen für die vorhandene Belegschaft und die Angebotsseite. 52 Prozent gehen von einer Mehrbelastung des vorhandenen Personals aus. "Der Arbeitskräftemangel wirkt sich auch negativ auf die finanzielle Situation der Unternehmen aus, da sie weniger Umsätze generieren können. In den regionalen Urlaubsgebieten mussten teilweise Buchungen aufgrund von Personalengpässen abgelehnt werden", sagt Volker Linde, Leiter des Bereiches Standort- und Politikberatung bei der IHKLW.

Auch mit Blick auf die Zukunft rechnen 69 Prozent der Tourismusbetriebe in der Region mit einer Einschränkung ihres Angebots beziehungsweise der Ablehnung von Aufträgen, da ihnen die notwendigen Personalkapazitäten fehlen.

◼︎ Auch Corona wirkt noch

Die Auswirkungen der Covid-Pandemie auf die Unternehmen haben sich im Vergleich zu den vorherigen Umfragen verringert. Dennoch sei die Pandemie weiterhin spürbar. So gaben 41 Prozent der befragten Unternehmen an, dass Aufträge durch Kunden aufgrund der Pandemie storniert würden. 35 Prozent berichten von weniger Nachfrage. Eine weitere Folge sei die Abwanderung von Mitarbeitern. Dies gaben 27 Prozent der Befragten an. 

An der IHKLW-Saisonumfrage Tourismus haben vom 17. Oktober bis 10. November 103 Betriebe aus Hotellerie, Gastronomie und Campingwirtschaft sowie Reisebüros und Reiseveranstalter teilgenommen. Die IHKLW befragt halbjährlich Mitgliedsbetriebe aus Beherbergung und Gastronomie sowie Reisebüros und Reiseveranstalter.