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Düstere Prognose für 2023

Handwerkskammer befürchtet Einbruch bei Neuaufträgen und hofft auf Förderprogramme

Wagt nur eine vorsichtige Prognose: Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Foto: Fotostudio Sascha GramannLüneburg, 09.01.2023 - Steigende Preise, Lieferengpässe, Terminverschiebungen – wer auf einen Handwerker angewiesen ist, hat derzeit nichts zu lachen. Nun könnte es aber auch das Handwerk selbst treffen, denn die Neuaufträge drohen angesichts anhaltend ungünstiger Rahmenbedingungen schon bald einzubrechen. Das befürchtet die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade in einer vorsichtigen Prognose für 2023. 

Das Handwerk gehe "mit großer Unsicherheit" in das neue Jahr, sagt Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. "Angesichts der vielen Unwägbarkeiten und Risiken ist eine seriöse Prognose für 2023 nicht möglich." Unklar sei vor allem, wie sich die geopolitische Lage weiterentwickeln werde. Zwar werde die aktuelle Geschäftslage in den meisten Handwerkbetrieben noch relativ gut eingeschätzt, die Zukunftserwartungen seien jedoch pessimistischer. 

◼︎ Inflation drückt die Konsumstimmung

"Wir hören von vielen Betrieben, dass momentan deutlich weniger Neuaufträge kommen. Diese fehlenden Aufträge drohen spätestens im Frühjahr zu einem Einbruch der aktuell noch robusten Geschäftslage im Handwerk zu führen", befürchtet Sudmeyer. Die hohe Inflation drücke zudem auf die Konsumstimmung der Verbraucher und führe zu einer spürbaren Kaufzurückhaltung.

Gleichzeitig ließen hohe Energie- und Einkaufspreise die Herstellungskosten steigen, ohne dass die Betriebe ihre Mehrkosten in erforderlichem Maß an die Kundschaft weitergeben könnten. „Durch die Erstattung der Dezember-Abschlagszahlung für Gas und die rückwirkend ab Januar geltenden Energiepreisbremsen für Strom und Gas werden die Energiekosten für die Handwerksbetriebe zumindest kalkulierbarer und die Belastungen zumindest gedeckelt.“ Sudmeyer erwartet aber für die kommenden Monate keine Entspannung, sondern weiterhin gestörte Lieferketten und hohe Energiepreise.

◼︎ Eigenheimpläne werden auf Eis gelegt

Auch das bislang krisenfeste Bau- und Ausbaugewerbe drohe in diesem Jahr als Konjunkturstabilisator wegzufallen. "Der Zinsanstieg und die gestiegenen Baupreise durchkreuzen die Eigenheimpläne privater Bauherren und führen zu Auftragsrückgängen", sagt Sudmeyer. Für zusätzliche Unsicherheit sorgten zwischenzeitliche Förderstopps, die Kürzungen der Förderung im Neubaubereich und verschärfte Förderbedingungen bei der energetischen Sanierung.

Auch wenn Sudmeyer auf Impulse durch die im Jahressteuergesetz beschlossenen verbesserten Abschreibungsbedingungen im Wohnungsbau und die Steuer- und Bürokratieentlastungen für bestimmte Photovoltaikanlagen hofft, so schätzt er die Finanzierungsbedingungen angesichts weiter ansteigender Zinsen und der hohen Baupreise jedoch als schwierig ein. "Für die Beschleunigung der Energiewende sind daher verlässliche und verbesserte Förderprogramme erforderlich, insbesondere im Bereich der energetischen Sanierung", so Sudmeyer. Eine große Herausforderung bliebe zudem unverändert die Suche nach Fachkräften.