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Handwerk sieht positive Effekte durch Flüchtlinge

Gute Stimmung in den Betrieben zum Jahreswechsel – Auswirkungen durch VW-Skandal noch unklar 

Volle Auftragsbücher erwartet das Handwerk in 2016. Foto: LGheuteLüneburg, 03.01.2016 - Zu Beginn des neuen Jahres zeigt sich das Handwerk zuversichtlich. "So gut war die Stimmung in den Betrieben noch nie zum Jahresende", sagt Kammerhauptgeschäftsführer Eckhard Sudmeyer. "Die niedrigen Zinsen begünstigen die Baunachfrage, und die sinkenden Öl- und Spritpreise reduzieren die Kosten für Unternehmen und Verbraucher“, erklärt Sudmeyer. Das mache sich in der Auftragslage positiv bemerkbar. Die Zuwanderung von Flüchtlingen stärke ebenfalls den Konsum und die Baunachfrage. Außerdem wirke sich die allmähliche wirtschaftliche Erholung im Euro-Raum positiv auf die Exportwirtschaft aus.

"Wir rechnen daher in diesem Jahr mit einem Wachstum von nominal einem Prozent und im nächsten Jahr von 1,5 Prozent“, prognostiziert Sudmeyer.

Im Zuzug von Flüchtlingen sieht das Handwerk zusätzliche Chancen zur Nachwuchsgewinnung. "Einige Betriebe haben bereits Flüchtlinge als Praktikanten oder sogar Lehrlinge eingestellt und gute Erfahrungen gemacht“, berichtet der Hauptgeschäftsführer. Durch das gemeinsame Projekt der niedersächsischen Handwerkskammern mit der Landesregierung werde auch die Handwerkskammer künftig dazu beitragen, Flüchtlinge über eine handwerkliche Ausbildung zu integrieren. Allerdings sei dies kein Allheilmittel gegen den Fachkräftemangel, so Sudmeyer. "Die Suche nach geeigneten Fachkräften muss an verschiedenen Stellen ansetzen und wird unsere Betriebe auch in den nächsten Jahren begleiten.“

Welche Auswirkungen der VW-Abgasskandal auf das Handwerk haben werde, sei noch unklar. Neben weniger öffentlichen Aufträgen an den VW-Standorten könnten Absatzrückgänge negative Folgen für Händler und Zuliefererfirmen haben. Durch Rückrufaktionen und Nachbesserungen seien aber auch positive Auswirkungen auf die Werkstätten denkbar. "Hier müssen wir abwarten, wie sich das entwickelt“, sagt Sudmeyer. Kritisch beurteilt er die geplante Ausweitung des Tourismusbeitrags in einigen Kommunen wie zum Beispiel Goslar oder die Anhebung der Gewerbesteuer und der Grundsteuer wie in Cuxhaven und Uelzen. "Dadurch drohen zusätzliche Belastungen für das Handwerk.“

Potenzial für zusätzliche Wachstumsimpulse im Handwerk sieht Sudmeyer in der energetischen Gebäudesanierung. "Die Vereinbarungen des Klimagipfels von Paris erfordern stärkere Anstrengungen bei der Energieeinsparung. Unsere Betriebe stehen bereit, aber die Kunden sind bei dem derzeit niedrigen Ölpreis zurückhaltend.“ Um die Anreize trotzdem zu erhöhen und die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, sei eine steuerliche Förderung unerlässlich. "Wir hoffen daher auf einen erneuten Anlauf zur steuerlichen Förderung der energetischen Gebäudesanierung.“