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Vorsichtiger Optimismus

Handwerk beurteilt Lage wieder positiver, blickt aber verhalten in die Zukunft

Die Daten vom Herbstgutachten der Handwekrskammer Brauschweig-Lüneburg-Stade. Grafik: HandwerkskammerLüneburg, 21.10.2020 - Das Handwerk blickt wieder optimistischer in die Zukunft. Nachdem die Corona-Krise im Frühjahr das Handwerk fest im Griff hatte, zeichnet sich in der aktuellen Herbstumfrage der Handwerkskammer eine stabilere Entwicklung ab: War der Geschäftsklimaindex im April noch von 141 auf 79 Punkte abgestürzt, so liegt er jetzt mit 119 Punkten nur acht Punkte unter dem Vorjahreswert.

"Dieses Ergebnis lässt aufatmen. Offenbar sind viele Handwerksbetriebe bislang relativ gut durch die Corona-Krise gekommen oder konnten sich von dem Einbruch einigermaßen erholen", sagt Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Aktuell bewerten 60 Prozent der befragten Handwerksbetriebe ihre Geschäftslage als gut, weitere 29 Prozent zeigen sich zufrieden. Damit liegen die Werte fast auf dem Vorjahresniveau, in dem 65 Prozent ihre Geschäftslage als gut und 28 Prozent als zufriedenstellend beurteilten.

Leichte Unsicherheit zeigt sich aber beim Blick in die Zukunft: Zwar gehen zwei Drittel der Handwerksbetriebe für die kommenden Monate von einer unveränderten Geschäftslage aus, 19 Prozent erwarten allerdings eine Verschlechterung. Von einer verbesserten Geschäftslage gehen lediglich 14 Prozent aus. "Bei den Zukunftserwartungen spielt sicherlich die allgemeine Sorge vor erneuten Einschränkungen eine große Rolle", vermutet Sudmeyer. "Einen weiteren flächendeckenden Lockdown könnten viele Betriebe nicht verkraften." Er müsse daher unbedingt vermieden werden.

◼︎ Blick auf die einzelnen Handwerksgruppen

Unterschiedlich ist das Bild in den einzelnen Handwerksgruppen. Während sich das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe gegenüber dem Vorjahr um elf Punkte auf 115 Punkte abgekühlt hat, liegt der Geschäftsklimaindex im Ausbauhandwerk weiterhin bei einem relativ hohen Wert von 126 Punkten (minus drei Punkte). "Speziell im Bauhandwerk haben sich auch die Aussichten inzwischen stärker eingetrübt", sagt Sudmeyer. Wichtig sei daher, dass die öffentliche Hand weiterhin investiere und Aufträge vergebe. "Damit lassen sich Rückgänge im gewerblichen Bereich zumindest teilweise kompensieren." Eine stabile Baukonjunktur sei Stützpfeiler für die Binnenkonjunktur.

Die stärkste Erholung verzeichnen die Gesundheitshandwerke, wo der Index um fünf auf 155 Punkte zulegt. Mit 133 Punkten zeigt das Stimmungsbarometer auch in den Nahrungsmittelhandwerken einen weiterhin hohen Wert an (minus drei Punkte). Während das Kraftfahrzeughandwerk mit 117 Punkten stabil bleibt (plus einen Punkt), trübt sich die Stimmung unter den handwerklichen Zulieferern deutlich ein: In der Gruppe der Handwerke für den gewerblichen Bedarf sinkt der Geschäftsklimaindex um 14 Punkte auf einen Wert von 105 Punkten.

Die von der Corona-Krise besonders betroffenen Dienstleistungshandwerke wie Friseure oder Fotografen leiden weiter unter den Auswirkungen. Hier ist der Geschäftsklimaindex gegenüber dem Vorjahr um 32 Punkte abgesackt und erreicht aktuell nur noch 90 Punkte.

◼︎ Auftragsbestände, Umsatz, Beschäftigung und Investitionen

Stabil geblieben sind die Auftragsbestände und der Umsatz im Handwerk des Kammerbezirks Braunschweig-Lüneburg-Stade. Positiv sieht es auch bei der Beschäftigung aus, die im dritten Quartal wieder leicht zulegen konnte: 19 Prozent der Handwerksbetriebe meldeten einen Zuwachs, nur zwölf Prozent reduzierten die Zahl der Mitarbeiter.

Auch die Investitionen bleiben aktuell noch konstant. Jedoch befürchtet mehr als jeder zehnte Handwerksbetrieb, in den kommenden Monaten seine Investitionen zurückfahren zu müssen. Kammerhauptgeschäftsführer Sudmeyer sieht darin ein Warnsignal: "Die Corona-Krise hat gerade den kleinen und mittleren Betrieben einiges abverlangt. Nun ist es wichtig, durch gezielte Maßnahmen ihre Eigenkapitalbasis wieder zu stärken."

◼︎ Die Handwerkskonjunktur in den Regionen

Braunschweig: 57 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilen ihre Geschäftslage im dritten Quartal als gut, weitere 28 Prozent als befriedigend. Für die kommenden Monate erwarten 18 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage, 62 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 20 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex liegt mit aktuell 118 Punkten um sieben Punkte unter dem Vorjahreswert von 125 Punkten.

Lüneburg: 59 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilen ihre Geschäftslage im dritten Quartal als gut, weitere 29 Prozent als befriedigend. Für die kommenden Monate erwarten 13 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage, 70 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 17 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex liegt mit aktuell 119 Punkten um sieben Punkte unter dem Vorjahreswert von 126 Punkten.

Stade: 64 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilen ihre Geschäftslage im dritten Quartal als gut, weitere 28 Prozent als befriedigend. Für die kommenden Monate erwarten zwölf Prozent eine Verschlechterung der Geschäftslage, 67 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 21 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex liegt mit aktuell 119 Punkten um zehn Punkte unter dem Vorjahreswert von 129 Punkten.