Umfrage: Große Teile der Wirtschaft erwarten negative Auswirkungen durch Ukraine-Krieg
Lüneburg, 08.03.2022 - Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine werden vermutlich schon bald auch hier in der Region ankommen. Das geht aus einer Umfrage hervor, die die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) unter ihren Unternehmen durchgeführt hat. Rund 70 Prozent der rund 100 Unternehmen, die Anfang März an der Blitzumfrage teilgenommen haben, gehen von einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung aus.
Neben Umsatzeinbußen erwarten die befragten Unternehmen laut Umfrage insbesondere steigende Kosten durch höhere Beschaffungspreise (69 Prozent), Probleme in der Lieferkette und Logistik (47 Prozent) sowie verstärkte Handelshemmnisse durch die beschlossenen Sanktionen (37 Prozent). Dass Sanktionen wirtschaftliche Folgen haben, hat sich laut IHKLW bereits in der Vergangenheit gezeigt: Die Sanktionen gegen Russland im Nachgang der Krim-Annexion beförderten Russland von Platz 11 auf Platz 17 bei den niedersächsischen Exportmärkten.
"Die russische Invasion in der Ukraine ist nicht nur unter politischen und humanitären Aspekten eine Tragödie. Dieser Krieg hat auch weitreichende Folgen für die regionale Wirtschaft", sagt IHKLW-Präsident Andreas Kirschenmann. Allein aus dem IHKLW-Bezirk haben 142 Unternehmen Verbindungen nach Russland und 102 Unternehmen Verbindungen in die Ukraine. "Unsere Unternehmen sorgen sich sehr um die Mitarbeiter vor Ort und um ihre wirtschaftliche Zukunft", so der Präsident.
Angesichts der derzeitigen Krise hat die deutliche Mehrheit der Unternehmen aber bereits Maßnahmen ergriffen, wie die Umfrage ergab. So geben 31 Prozent der Betriebe an, ihre Geschäftsbeziehungen nach Russland und in die Ukraine abgebrochen zu haben. 27 Prozent der Unternehmen suchen wiederum nach alternativen Lieferanten und Abnehmern. Und ebenfalls 27 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie Maßnahmen zur finanziellen Absicherung ihrer Geschäftstätigkeiten eingeleitet haben.
69 Prozent der befragten Unternehmen rechnen wegen der hohen Energieabhängigkeit Deutschlands von russischem Gas und Öl mit steigenden Energiekosten – was sich wachstumshemmend gerade nach Corona auswirken könnte, wie Kirschenmann befürchtet. "Volkswirtschaftlich sind von der aktuellen Entwicklung sowohl die Angebotsseite durch gestiegene Produktionskosten als auch die Nachfrageseite durch die hohen Energiekosten betroffen. Wir rechnen hier mit deutlich nachfragedämpfenden Effekten aufgrund der zusätzlichen Belastungen für die Haushalte und der aktuell hohen Inflation." Kirschenmann appelliert daher, schnell unabhängiger von russischen Gaslieferungen zu werden. "Hierfür muss jetzt der Bau der niedersächsischen Flüssiggas-Terminals mit Nachdruck vorangetrieben werden."
An der IHKLW-Blitzumfrage teilgenommen haben Betriebe aller Branchen, 51 Prozent aus dem Produzierendem Gewerbe/Industrie, 17 Prozent aus dem Großhandel, 14 Prozent kommen aus dem Dienstleistungssektor sowie neun Prozent aus der Tourismusbranche. 40 Prozent der befragten Unternehmen haben Exportgeschäfte nach Russland und 33 Prozent in die Ukraine.