header

Segel statt Paragraphen

Lüneburgs Rechtsamtsleiter Wolfgang Sorger geht in den Ruhestand

Wolfgang Sorger leitete fast 27 Jahre das Rechtsamt der Stadt LüneburgLüneburg, 23.02.2022 - Immer, wenn es heikel wurde, war Wolfgang Sorger zur Stelle. Ob Konflikte zwischen Rat und Stadtverwaltung, rechtliche Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Bürgern, vor allem aber, wenn die Verwaltung sich bei ihren Anordnungen oder Vorgaben auf zuverlässige Rechtsgrundlagen verlassen musste, war der Leiter des Rechtsamts der Stadt gefragt. Heute, nach fast 27 Jahren, hat Wolfgang Sorger im Rathaus seinen letzten Arbeitstag, er geht in den Ruhestand. 

Es ist die Vielfalt, die Sorger an seiner Arbeit immer gereizt hat, schreibt die Pressestelle der Stadt zum Abschied von Wolfgang Sorger. Das Rechtsamt hat Fragen des Kommunalrechts ebenso zu klären wie zum Beispiel ausländer-, bau- und sozialrechtliche Fragen. Dazu komme das Unmittelbare. "Zwar haben wir selten direkten Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern, da wir ja ausschließlich die Verwaltung beraten. Aber alles, was eine Stadt tut, wirkt sich natürlich unmittelbar vor Ort aus", sagt Sorger.

Wie viele Fälle ihn in all den Jahren beschäftigt haben, kann und mag er nicht auflisten. "Das Meiste läuft sowieso unter dem Radar, ist wenig spektakulär", fasst er auf Nachfrage zusammen. Doch immer wieder gab es auch Momente, in denen gerade Sorger im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stand. Etwa in hitzigen Ratssitzungen, in denen er dem Ratsvorsitzenden oder Oberbürgermeister beratend zur Seite stand und so mit für ein geordnetes Verfahren und einen geordneten Verlauf der Sitzung sorgte. 

Ihm zur Seite stand ein achtköpfiges Team im Rechtsamt, zur Hälfte Juristen, zur Hälfte Verwaltungskräfte. Ein eigenes Thema mag Sorger nicht hervorzuheben – und nennt dann doch ein Thema, das ihn als Jurist wie auch als Mitmensch mehr beschäftigt hat als andere: das Senkungsgeschehen in Lüneburgs Altstadt. "Wenn jemandem das Dach über dem Kopf wegzubrechen droht, das ist schon mehr als eine reine Rechtsfrage, da geht es um Menschen und ihr Zuhause."

Genau dieses Talent Sorgers, nicht nur die Paragraphen, sondern die Geschichte dahinter zu betrachten und für Laien allgemeinverständlich einzuordnen, hat auch Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch gewürdigt. In der Ratssitzung am 3. Februar, an der Wolfgang Sorger letztmalig in seiner Funktion als Justiziar der Hansestadt teilnahm, sagte Kalisch: "Wolfgang Sorger hat seine Position mit Kompetenz, Klarheit und großem Engagement ausgefüllt. Er hat die Verwaltung über all die Jahre gut beraten und vertreten und dabei immer über den Tellerrand und den Rand der Gesetzesbücher hinausgeschaut."

Auch von vielen Journalisten wurde Wolfgang Sorger wegen seiner stets besonnenen Art und seines humorvollen Wesens geschätzt. Vor allem hatte er immer ein offenes Ohr, wenn es darum ging, manch komplizierte juristische Sachverhalte anschaulich zu erklären und die Folgen deren Nichtbeachtung auch in manch hektischer Situation nachvollziehbar zu machen. 

Nun tauscht der gebürtige Hamburger, der einst in Köln studiert und erste juristische Erfahrungen in Paris und Schwerin gesammelt hatte, die Paragrafen gegen Hafen und Meer. Schon immer war neben dem Motorradfahren und dem Lesen das Segeln eine seiner Passionen. Am liebsten mit seiner Frau auf der Ostsee oder in der Ägäis. Die Seeschiffahrtsstraßenordnung und die Kollisionsverhütungsregeln auf See wird er sicher mit an Bord haben. 

Wer ihm im Amt nachfolgt, ist noch noch nicht bestimmt, die Nachfolge sei aber ausgeschrieben, erklärte die Stadtverwaltung.