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Aufgelesen: Da fehlt was

Über den Schlesinger-Skandal ist in der "LZ" nichts zu lesen

Foto: LGheute09.08.2022 - Informationen sind wichtig, vor allem solche, auf die man sich verlassen kann. Die Arbeit seriöser, unabhängiger Redaktionen ist deshalb kein "nice to have", sondern elementar für eine halbwegs funktionierende Gesellschaft, in der weniger Vertrauen in die Mächtigen, als vielmehr Transparenz und Kontrolle geboten sind. Dass hier die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten – also ARD, ZDF und Deutschlandfunk – allein nicht ausreichen, haben die Enthüllungen um die inzwischen doppelt zurückgetretene ARD-Chefin und RBB-Intendantin Patricia Schlesinger gezeigt. Die berichteten erst, als es nicht mehr anders ging. Doch wo ist die Lüneburger "Landeszeitung" geblieben?

Es war ein echter Polit-Krimi, der sich in den vergangenen Tagen um Patricia Schlesinger abgespielt hat. Fakt um Fakt brachten private Medien, allen voran das Wirtschaftsmagazin "Business Insider", ans Licht, seien es eine Luxusausstattung für ihr Büro beim RBB, Berater-Aufträge für ihren Mann, möglicher Spesenbetrug, überteuerte Dienstlimousine oder Extra-Zahlungen aufs ohnehin schon stattliche Salär. 

Während Schlesinger anfangs noch meinte, das Problem aussitzen zu können und selbst einer Einladung des Wirtschaftsausschusses des Brandenburger Landtags nicht nachkommen zu müssen, wurde der Druck letztlich so groß, dass die 61-Jährige erst den Chefposten bei der ARD und vor zwei Tagen auch ihren Job als RBB-Intendantin niederlegte.

Wie wichtig das Thema war und weiter ist, zeigt, dass nahezu alle bundesdeutschen Zeitungen darüber berichten. Weniger, weil er gut in die Sommerpause passt, sondern weil Schlesinger Chefin einer Anstalt war, die von äußerst üppigen Zwangsbeiträgen lebt und sich selbst stets als über allen Zweifel erhabene Presse-Instanz deklariert.

Warum in der "Landeszeitung" darüber so gut wie nichts zu lesen ist, erstaunt. Dort findet sich lediglich eine "Mediennotiz", in der es heißt, der RBB habe eine Untersuchung zu den Vorwürfen angekündigt. Das war am 8. Juli. Seitdem ist in dem Blatt nichts mehr dazu zu finden. Nun ist die Lüneburger Redaktion nur für den Lokalteil zuständig, alles andere wird vom "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) geliefert. Doch auch da stellt sich die Frage, warum offenbar ganz bewusst auf eine solch brisante Berichterstattung verzichtet wird. 

Wer wie der LZ-Verlag im Jahresrhythmus die Preise für sein Medienprodukt erhöht, vor einem Monat sogar um fast zwanzig Prozent, und dies mit den Kosten für teuren Qualitätsjournalismus begründet, sollte zumindest darauf achten, dass die wesentlichen Themen auch berücksichtigt sind. Andernfalls dürfte es schwer werden, sich im zunehmenden Wettbewerb bei gleichzeitig sinkenden Abonnenten-Zahlen durch die abtretenden und noch Zeitungs-gewohnten Boomer-Jahrgänge zu behaupten.