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Aufgelesen: Louis und Luisa

Über einen trickreichen Moderator, WDR-Versagen und eine lachende Dritte

Foto: LGheute30.01.2023 - Wie verschafft man sich Vorteile, ohne dass es jemand merkt? Man heiratet einen Journalisten. So wird vermutlich Klimakämpferin Luisa Neubauer gedacht haben, als sie beschloss, ihren Louis zu heiraten. Denn der darf seit kurzem als Nachfolger von Frank Plasberg den Politiktalk "hart aber fair" moderieren. Nun ist Louis Klamroth wegen möglicher Befangenheit in die Kritik geraten. Sippenhaft? Eher nicht.

Es ist nicht so, dass Louis Klamroth um die Brisanz seiner Ehe mit Luisa Neubauer nicht wüsste. "Dass meine Partnerin nicht Gast meiner Sendung sein wird, versteht sich doch von selbst", erklärte der Plasberg-Nachfolger in einem Interview mit der Medien-Plattform DWDL.de, nachdem die Partnerschaft/Ehe öffentlich wurde – ein Vorgang, der zumindest bei kritischen Medien für Verwunderung sorgt.

Das Brisante an der Angelegenheit: Klamroth räumte seine Ehe mit Luisa Neubauer dem WDR gegenüber erst ein, als der Moderatoren-Vertrag schon unterschrieben war. Warum aber erst danach? Weil der Vertrag sonst geplatzt wäre? Schließlich gibt es in dem öffentlich-rechtlichen Sender klare "Compliance"-, also Verhaltens-Regeln, mit denen ein solcher Interessenskonflikt aus guten Gründen ausgeschlossen werden soll.

Klamroth vermag in seinem Verhalten gleichwohl nichts Anstößiges erkennen, im Gegenteil: Er sieht sich mit seinem Verständnis von Journalismus im Einklang: "Ich glaube, die meisten Leute wissen, seriöser Journalismus ist vor allem sauberes Handwerk. Dazu gehören sorgfältige Recherche, kritisches Nachfragen, Überparteilichkeit, Unabhängigkeit und natürlich Transparenz. Dieses Handwerk beherrsche ich", zitiert ihn DWDL.de. Zumindest in Sachen Transparenz ist da aber offenkundig Nachholbedarf. 

Dass er sein "Handwerk beherrscht", sollte man ihm indes nicht so schnell absprechen. Denn Klammroth war vor seiner Moderatoren-Karriere Schauspieler und agierte unter anderem in Sönke Wortmanns Film "Das Wunder von Bern". Im Verkleiden und Verwandeln dürfte er also durchaus geübt sein.

Warum aber der WDR dem trickreichen Agieren aufgesessen sein soll, wie der Sender indirekt einräumt, stimmt bedenklich. Denn das lässt nur zwei Schlüsse zu: Entweder der WDR hat vorab nicht nachgefragt, wie es im persönlichen Umfeld seines Moderators aussieht, was seine Pflicht als Auftraggeber gewesen wäre, oder er hat es gewusst und akzeptiert. Für den WDR ist beides schlecht.

Und warum hat Klamroth nicht von sich aus vorab offengelegt, was nun doch an die Öffentlichkeit kam? Als angeblich Recherche erfahrener Journalist hätte er doch wissen müssen, welche Konflikte da drohen. Bei üppigen Verträgen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern aber scheint der Verstand mitunter ausgeschaltet zu sein, die frühere ARD-Chefin und inzwischen geschasste RBB-Intendantin Patricia Schlesinger ist da in leidlicher Erinnerung.

Lachende Dritte dürfte Ehepartnerin Luisa sein. Zwar darf ihr Mann sie nicht in die Talkshow einladen, als Moderator hat er aber in der Hand, worüber und mit wem über welches Thema gesprochen wird. Da reicht es schon, wenn nur noch die Leute zur Sprache kommen, die dem Anliegen der Ehefrau nicht in die Quere kommen.