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Aufgelesen: Den Spiegel vorgehalten

Die deutschen Medien reagieren erwartbar gereizt auf die Aktion "allesdichtmachen"

Foto: LGheute23.04.2021 - Wie gut, dass es die AfD gibt. Ermöglicht sie Politik und Medien doch die blitzschnelle Zuordnung, wenn es darum geht, klarzumachen, wer auf der richtigen und wer auf der falschen Seite steht. Jüngstes Beispiel: die Aktion "allesdichtmachen" bekannter deutscher Schauspieler, in der diese sich kritisch-ironisch mit den Widersprüchen, Fehlern und Gefahren bundesdeutscher Corona-Politik auseinandersetzen. Und weil sie dabei auch den Medien den Spiegel vorhalten, kam postwendend die AfD-Retourkutsche.

Während die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrem Beitrag "Alles nicht so einfach" noch halbwegs um journalistische Balance zwischen Zustimmung und Ablehnung bemüht ist, geht die "Süddeutsche Zeitung" mit gewohnt bajuwarischem Fingerspitzengefühl zur Sache und macht in ihrem Beitrag "Alle nicht ganz dicht?" klar, wo der Hammer hängt. Es werde "Häme über die Bundesregierung gekippt", wettert die Autorin und sieht einen Corona-Verharmloser als Initiator der Aktion am Werk. Dass sie so bereitwillig in den Haufen tritt, den die Schauspieler ihr vor die Tür gelegt haben, dürften Letztere vermutlich selbst nicht zu hoffen gewagt haben.

"Spiegel"-Autorin Elke Schmitter fragt in ihrem Kurzbeitrag, ob die Aktion womöglich ein "Ironie-Stresstest für die deutsche Gesellschaft" ist. Immerhin. Allerdings kann auch sie nicht auf den Hinweis verzichten, dass die Schauspieler dafür von den Querdenkern gefeiert wurden. 

Der "Deutschlandfunk" widmete sich heute gleich mehrfach dem Thema. In "Kultur heute" wurde der Schauspieler und Mitinitiator Dietrich Brüggemann zur Aktion befragt, und weil er sich von den Fragen der Moderatorin so gar nicht in die Enge treiben ließ, bleib ihr letztlich auch nur noch, die AfD-Bombe zu ziehen. Doch selbst die zündete bei Brüggemann nicht, weshalb dann noch Fernsehproduzent Friedrich Küppersbusch – "das nützt niemandem" – hinzuspringen musste. Der konnte/wollte nur das zum Besten geben, was immer zu hören ist, wenn Deutschlands Intellektuelle von den Öffentlichen-Rechtlichen Staatsmedien zum Gespräch gebeten werden. 

Warum die deutschen Medien, zumindest die staatstragenden von ihnen, Böhmermanns "Ziegenficker" einst als cabarettistische Glanzleistung einstuften, den – durchaus zuhörenswerten – Reflexionen der Schauspieler aber mit der AfD-Keule jeglichen Diskussionswert abzusprechen versuchen, belegt vor allem eins: Sie sind es nicht gewohnt, kritisiert zu werden.

Und heute haben sie erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie zutreffend die Analysen der Schauspieler offenkundig sind. Denn nicht die von den Schauspielern geäußerte Kritik wird in den Blick genommen, sondern das ach so unbotmäßige Verhalten der Schauspieler.