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Aufgelesen: Des Kaisers neue Kleider

Wie ein Grünen-Politiker es schafft, eine Blamage als Erfolg zu verkaufen 

Foto: LGheute20.01.2022 - Wer mit dem Brustton der Überzeugung auftritt, schafft es häufig auch, persönliche Niederlagen in glorreiche Siege zu verwandeln. Jüngstes Beispiel ist der Lüneburger Grünen-Politiker Sebastian Balmaceda. Der Neu-Ratsherr hatte sich in der letzten Ratssitzung damit gebrüstet, den Bahn-Konkurrenten Flixtrain für die von der Bahn eingestellte Direktverbindung von Lüneburg nach Berlin begeistert zu haben. Leider stellte sich noch in der Sitzung heraus, dass Flixtrain daran gar nicht interessiert ist. Das hindert den Grünen nicht daran, sich erneut als wackeren Kämpfer zu verkaufen – auch wenn von Berlin jetzt nicht mehr die Rede ist. 

Flixtrain habe sein Interesse bekräftigt, Lüneburg als Haltepunkt auf der Strecke Hamburg - Stuttgart aufzunehmen, berichtet die "Landeszeitung" am 14. Januar und bringt diese Meldung in den Kontext der Ratssitzung, in der es darum ging, wie die Bahn dazu gebracht werden kann, die beliebte IRE-Verbindung der Bahn von Hamburg nach Berlin über Lüneburg, Uelzen, Salzwedel und Stendal wieder aufzunehmen.

Um der Bahn richtig Dampf zu machen, hatte Sebastian Balmaceda eine Idee. Er nahm parallel Kontakt mit Flixtrain auf. Das Unternehmen zeigte sich an dem Haltepunkt Lüneburg auch interessiert, doch leider nur auf ihrer bereits befahrenen Route Hamburg - Stuttgart. Von Berlin keine Rede, schon gar nicht über Uelzen, Salzwedel und Stendal. Was auch nicht wirklich überrascht, schließlich ist Flixtrain an lukrativen Verbindungen interessiert, nicht an einem Zuschussgeschäft. Und aus eben diesem Grund hatte die Bahn die Verbindung zuletzt auch eingestellt.

Dass Flixtrain nun in Erwägung zieht, Lüneburg auf der Strecke Hamburg - Stuttgart als Haltepunkt mit aufzunehmen, hindert Grün-Balmaceda nicht daran, erneut ins Jubelhorn zu blasen: "Das bestätigt, was ich bereits in der Ratssitzung vor Weihnachten angekündigt habe", wird er in der Landeszeitung zitiert. Nur: In der Sitzung ging es um die Verbindung nach Berlin, nicht nach Hannover.

Nebenbei: In die niedersächsische Landeshauptstadt fährt die Bahn seit Jahr und Tag, auch mit Halt in Lüneburg. Und das sogar stündlich. Das müsste sogar ein Grünen-Politiker wissen.