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Tatort-Kommissar Ernst Georg Schwill zu Besuch bei "Hilfesignal"

Hansestadt, 19.09.2011 - Zu einem offenen Autorengespräch kam am vergangenen Samstag Ernst Georg Schwill nach Lüneburg. Der Verein "Hilfesignal e.V." hatte den Berliner Tatort-Kommissar eingeladen, mit ihm über sich, seine Biographie und seine Arbeit als Schauspieler und Schriftsteller zu sprechen.

Schwill, der seit elf Jahren aus zahlreichen ARD-Tatorten als Kommissar Lutz Weber bekannt und beliebt ist, kam bereits als 14-Jähriger zum Film. Regisseur Gerhard Klein engagierte ihn Anfang der fünfziger Jahre für den  Kriminalfilm „Alarm im Zirkus“.

Zu diesem Zeitpunkt lebte Schwill gemeinsam mit seinen vier Geschwistern als Waisenkind in einem Kinderheim, in dem auch Schwererziehbare untergebracht waren. Der Film bestimmte seitdem sein weiteres Leben und die bis dahin geplante Ausbildung zum Autoschlosser gab er kurzerhand auf. Statt dessen strebte er den Beruf des Kameramanns an, absolvierte eine Ausbildung als Filmfotograf und studierte anschließend Schauspiel an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Babelsberg. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen unter anderem „Sie nannten ihn Amigo“ (1958) und „Fünf Patronenhülsen“ (1960).

Irgendwann dann packte ihn die Liebe zum Schreiben. „Sie kennen das sicher: Ein netter Abend mit Freunden im Garten. Es wird gegrillt, ein zwei Bier getrunken, gelacht und Anekdoten vom Leben erzählt“, beginnt Schwill die Entstehungsgeschichte für sein erstes Buch. Er habe immer viel erzählt, Lustiges aber auch Ernstes aus seinen persönlichen Erlebnissen. Am liebsten habe er aber immer von seinen Dreharbeiten berichtet.

Nachdem ein guter Freund ihn ermutigt hatte, seine Geschichten und damit auch wichtige Epochen seines Lebens zu Papier zu bringen, begann Schwill nach anfänglicher Skepsis, sich an diesem Gedanken zu erfreuen. „Es wird ein Tag kommen, an dem man uns keine Schauspielrollen mehr anbieten wird. Aber vorlesen – das können wir auch noch mit dicker Hornbrille.“ Warum dann also nicht aus einem selbst verfassten Buch?

Seine Autobiografie „Is doch keene Frage nich“ aus dem Jahr 2008 enthält viele seiner Memoiren, verfasst in separate Kurzgeschichten. Schwills Ziel war es nicht, mit diesem Werk und einer Auflage von 3000 Exemplaren seine Popularität zu steigern oder gar seinen Geldbeutel zu füllen. Entscheidend, so Schwill, sei für ihn, dass die Menschen sich an seinem Buch und seinen Erlebnissen erfreuen und Spaß am Lesen haben.

Negative Kritik habe er bisher noch nicht erfahren. Dafür aber bewegende Momente mit seinen Lesern: Ein Mann habe sich einmal bei ihm mit den Worten bedankt, dass sein Buch ihm wieder Mut gemacht habe.

Nachdem Ernst Georg Schwill am vergangenen Donnerstag zu einer Lesung nach Bleckede gereist war und  am Samstagvormittag noch einen Filmtermin in Hamburg wahrgenommen hatte, erfreute er am Nachmittag dann Lüneburg mit seiner Anwesenheit. Dass er dafür den Verein Hilfesignal aufsuchte, mag in seiner eigenen Lebensgeschichte begründet sein. In den oft nicht einfachen Zeiten seiner Kindheit habe er staatliche Unterstützung erfahren, die ihm Liebe und Geborgenheit gegeben habe, deutete Schwill an.

Unterstützung für Hilfebedürftige bietet auch der 2007 in Lüneburg gegründete Verein „Hilfesignal e.V.“ (www.hilfesignal.com). Unter dem Motto "Lüneburger setzen ein Signal gegen Armut" sammelt der Verein nicht mehr benötigte, aber intakte Sachgegenstände wie beispielsweise Geschirr, Waschmaschinen oder Kleidung von Spendern und gibt diese an Bedürftige weiter. Dabei schaut der Verein weder nach der sozialen Herkunft noch nach dem Alter der Hilfesuchenden. Jeder, der Hilfe benötigt, kann sich bei "Hilfesignal" per Internet oder Telefon melden.

Darüber hinaus organisiert der Verein auch soziale Projekte. So fand am 3. September 2011 in der Altstadt ein Kinderflohmarkt statt. "Wie erlebst du Weihnachten 2010?" wiederum war eine Aktion, bei der eine Gruppe von Kindern zusammen mit ihren Eltern kostenlos Essen gehen konnte und anschließend auch noch eine kleine Weihnachtsüberraschung erhielt. "Das Besondere für diese Kinder war es, von einer Speisekarte ihr Essen selbst auswählen zu dürfen. In einem Restaurant zu essen, war für alle fünf Kinder das erste Mal“, so Ralf Jacubowsky von Einem, Vorstandsmitglied des Vereins.

Ein Beitrag von Angelina Vernetti.