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Wenn Steine zu Namen werden

Zehn weitere Stolpersteine erinnern an das Schicksal Lüneburger Juden

Lüneburg, 20.02.2013 - Der Künstler Gunter Demnig hat am Dienstag, 19. Februar 2013, zehn weitere Stolpersteine in Lüneburg verlegt. Sie sollen an das Schicksal jüdischer Mitbürger erinnern, die in Lüneburg lebten und zwischen 1933 und 1945 dem nationalsozialistischen Regime zum Opfer fielen. Demnig kam auf Einladung der Stolperstein-Initiative Lüneburg und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in die Hansestadt.

"In Lüneburg wurden seit 2005 bereits 26 Stolpersteine verlegt, davon 22 in der Innenstadt. Sie liegen meist nur wenige Straßen auseinander", sagt Kulturreferent Jürgen Landmann. Die Oberseite der Steine ist mit einer Messingplatte versehen, die Namen und persönliche Daten der Frauen und Männer öffentlich sichtbar macht. Jochen Fischer von der Stolperstein-Initiative - sie ist eine Arbeitsgemeinschaft der Geschichtswerkstatt Lüneburg - hat sich dafür eingesetzt, dieses Mal auch Steine für Menschen fertigen zu lassen, die den Nazi-Terror überlebt haben.

Die Geschichte des jüdischen Ehepaares Max und Thekla Marcus erzählen zwei kleine Gedenktafeln vor dem Wohnhau  Am Schifferwall 3. Sie wurden 1943 bzw. 1942 in die Konzentrationslager Auschwitz und Riga deportiert und dort ermordet.

Die Geschwister Paula, Albert und Selma Horwitz wohnten Auf dem Kauf 13. Paula Horwitz wurde 1941 nach Minsk deportiert und ermordet, Albert Horwitz überlebte die NS-Zeit in Lüneburg, Selma Horwitz konnte in die USA fliehen.

An die jüdische Familie Kapp erinnern vier Stolpersteine vor dem heutigen Hotel Bargenturm, Vor der Sülze 1. Heinrich Kapp flüchtete 1933 mit Frau und Kindern nach Frankreich, wurde 1942 verhaftet und bei Toulouse interniert. Von dort aus wurde er vermutlich nach Deutschland deportiert und in einem Konzentrationslager ermordet. Seine Frau Sophie sowie die Kinder Hanna Josephiene und Manfred Siegbert wurden kurz nach Kapps Verhaftung ebenfalls interniert, aber einige Monate später wieder entlassen. Kurz vor dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde Sophie Kapp bei einer Kontrolle verhaftet und nach Deutschland deportiert. Sie starb nach der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen an Typhus. Ihre beiden Kinder überlebten das "Dritte Reich" und konnten in die USA emigrieren.

Marie Klijnkramer arbeitete zwischen 1938 und 1939 als Hausmädchen in Lüneburg. Die Gedenktafel vor dem Gebäude in der Bardowicker Straße 4 soll an ihre Flucht über Hannover in die Niederlande erinnern. Dort wurde sie 1944 interniert und kurze Zeit später in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde.