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Das Ende als Anfang

Vortrag über die Bedeutung des Bergen-Belsen-Prozesses für Bewältigung der NS-Herrschaft

Lüneburg, 22.11.2015 - Mit einem Vortrag über die Bedeutung des Bergen-Belsen-Prozesses in Lüneburg für die NS-Bewältigung in Westdeutschland endet am kommenden Montag, 23. November, die Veranstaltungsreihe über das Ende des Konzentrationslagers Bergen-Belsen und den Bergen-Belsen-Prozess. Professor Dr. Uwe Danker wird ab 19 Uhr im Glockenhaus in Lüneburg über das Thema "Strafe und Gesellschaft: das Lüneburger Bergen-Belsen-Verfahren als ein Ausgangspunkt der NS-Bewältigung in Westdeutschland“ sprechen.

Im Rahmen des Vortrags wird Material im Zusammenhang des Prozesses präsentiert, dazu gehören Ton- beziehungsweise Filmaufzeichnungen von Claude Landsmann, die ein von ihm geführtes Gespräch mit einem der Täter dokumentieren.

Zum Hintergrund des Vortrages:
Der sogenannte Bergen-Belsen-Prozess fand vom 17. September bis zum 17. November 1945 in der inzwischen abgerissenen Turnhalle des MTV an der Lindenstraße, Ecke Barckhausenstraße statt. Angeklagt waren Personen, die zum Personal des Konzentrationslagers gehörten. Mehrere Angeklagte, darunter der Lagerleiter und Aufsichtspersonal, wurden danach zum Tode verurteilt.

Der britischen Militärregierung ging es in dem Prozess nicht nur um Gerechtigkeit und Ahndung von abscheulichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sondern es sollte auch ein erzieherischer Effekt erzielt und die Menschen zum Nach- und Umdenken angeleitet werden. Denn die Bevölkerung, die sich überwiegend als unwissend bezeichnete, sollte möglichst detailliert mit den von den Nationalsozialisten begangenen Verbrechen und Grausamkeiten konfrontiert und wachgerüttelt werden. Es sollte niemand mehr sagen können, von nichts gewusst zu haben. Der Prozess ist deshalb als Ausgangspunkt anzusehen, von dem aus mit der Bewältigung der nationalsozialistischen Vergangenheit in Deutschland begonnen werden sollte.

In der MTV-Turnhalle konnten nur wenige Personen als Zuhörer Platz finden, so dass die britische Militärregierung alle Möglichkeiten ausschöpfte, über den Prozess zu berichten. Als Radiomann der ersten Stunde berichtete Axel Eggebrecht für den NWDR in Hamburg. In Lüneburg berichtete die von der britischen "Alliierten Militärregierung“ herausgegebene "Lüneburger Post" und ihr Schriftleiter, der spätere Chefredakteur Ernst Riggert, umfänglich aus dem Gerichtssaal.

Original-Tonaufzeichnungen der Radio-Berichterstattung ließen sich bisher nicht auffinden. Auszüge aus dem noch vorhandenen Manuskript von Axel Eggebrecht und Kopien von Ausgaben der "Lüneburger Post", die über den Prozess berichteten, werden beim Vortrag am kommenden Montag zu hören und zu sehen sein.