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Krieg, Terror, Opfer und Gewaltherrschaft

Veranstaltungen zum Gedenktag an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft

Lüneburg, 27.01.2016 - Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. An diesem Ort wurden mehr als eine Million Menschen ermordert, der weitaus größte Teil davon waren Juden aus Deutschland und den von Deutschland während des Zweiten Weltkriegs besetzten Staaten. Seit 1996 ist der 27. Januar gesetzlicher Gedenktag für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Anlässlich des Gedenktags finden in diesen Tagen und Wochen in Lüneburg zahlreiche Veranstaltungen statt.

20. bis 27. Januar, täglich 17 Uhr, Scala-Kino Lüneburg, Apothekenstraße
A Man Can Make A Difference (Dokumentation, 89 min.)
Eine unglaubliche Biographie: Es geht um Benjamin Ferencz, Jahrgang 1920, Jurist und bis heute Anwalt gegen das Vergessen. Als junger Mann wurde er zum Chefankläger in Nürnberg und Mitbegründer der rechtlichen Basis für internationale Kriegsverbrecherprozesse. Er berichtet mit sprudelnder Intelligenz und pfiffigem Witz aus seinem Leben und von seiner Arbeit, denn er ist immer noch aktiv. Dank Ben Ferencz und vielen Originalbildern aus 95 Jahren Weltgeschichte wird der Film von Ullabritt Horn zu einem ungeheuer verdichteten Appell für den Frieden und ist gerade für junge Leute ein Mut machendes Beispiel für einen konsequenten Humanismus.Veranstalter: SCALA-Programmkino (Eintritt: reguläre Kinoeintrittspreise).

27. Januar bis 5. Februar, Mo. bis Fr. 8.30 bis 23 Uhr, Sa. und So. 10 bis - 20 Uhr, Foyer der Zentralbibliothek der Universität Lüneburg, Scharnhorststraße 1
Ausstellung "Der Zweite Weltkrieg in Niedersachsen" und "Kapitulation auf dem Timeloberg"
Die reich bebilderte Ausstellung "Der Zweite Weltkrieg in Niedersachsen" zeigt in eindringlicher Weise das Kriegsende, den Alltag der Bevölkerung an der "Heimatfront", aber auch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und die Verfolgung im heutigen Niedersachsen.
Da Krieg und Diktaturerfahrung zusammen gehören, bildet die Ausstellung auch den Rahmen der NS-Herrschaft ab. Hier verdeutlichen Kapitel wie "Jugend dient dem Führer" oder "Die ,Gleichschaltung' eines Volkes im Führerstaat" die Mechanismen, die zur Katastrophe des sogenannten totalen Krieges und des Holocaust führten. Darüber hinaus beleuchtet die Ausstellung die Entwicklung der Nachkriegsgesellschaft und die Auseinandersetzung mit dem immer noch schwierigen Kapitel der NS-Herrschaft bis heute. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Institut für Historische Regionalforschung (NIHR) konzipiert.
Die Ausstellung "Kapitulation auf dem Timeloberg" – erarbeitet vom Schulreferenten des BV Lüneburg/Stade – zeigt mit Text und historischen Aufnahmen anschaulich den Ablauf der Teilkapitulationsverhandlungen der Wehrmacht mit Feldmarschall Montgomery in dessen Gefechtsstand bei Lüneburg am 3./4. Mai 1945. Veranstalter: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (Eintritt frei).

25. Januar bis 6. März, Mo. bis Fr. 8 bis 17 Uhr, VHS, Haagestraße 4
Ausstellung Stolpersteine in Lüneburg
Ein bedeutsames Symbol der Erinnerung sind die Stolpersteine in Lüneburg. Diese Steine erinnern an Bürger jüdischen Glaubens, Euthanasie-Opfer, Sinti und Roma sowie an Menschen, die aufgrund ihrer humanistischen, religiösen oder politischen Haltung verfolgt und ermordet wurden. Diese Ausstellung zeigt exemplarisch Schicksale von Lüneburgern, die aus unterschiedlichen Gründen während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. Veranstalter: Geschichtswerkstatt Lüneburg in Kooperation mit der Volkshochschule (Eintritt frei).

27. Januar, 16 Uhr, ehemaliges Fischerhaus/Revierförsterei, Düvelsbrooker Weg 1
Enthüllung einer Gedenktafel für Dr. Hermann Reinmuth
Auf Initiative der Vereinigung der Verfolgtebn des Nazi-Regimes (VVN) wird vor der ehemaligen Revierförsterei am Düvelsbrooker Weg eine Gedenktafel für Dr. Hermann Reinmuth errichtet, der hier im Jahr 1934 im damaligen Fischerhaus gelebt hat und von der Gestapo verhaftet wurde. Er hatte Unterstützung für notleidende Familien von politisch Inhaftierten organisiert, sich in Opposition zu den Nationalsozialisten begeben und die von ihm als Jurist im Lüneburger Regierungspräsidium dienstlich geforderte Verpflichtung zum unbedingten politischen Gehorsam gegenüber Hitler verweigert. Nach einer siebenjährigen Haftstrafe wurde er im Februar 1942 in das KZ Sachsenhausen verlegt, wo er am 26. April 1942 den unmenschlichen Haftbedingungen erlag. Ein Stolperstein vor dem Gebäude des Amtsgerichts erinnert bereits an sein Schicksal.
An der Enthüllung der Gedenktafel werden auch Angehörige von Dr. Hermann Reinmuth teilnehmen. Veranstalter: Hansestadt Lüneburg in Kooperation mit dem VVN-BdA.

27. Januar, 17.30 Uhr, Leuphana Universität, Hörsaal 1, Scharnhorststr. 1
"Beitrag der Justiz zum Unrecht der NS-Zeit", Vortrag der niedersächsischen Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz
Der 27. Januar ist der Tag, an dem im Jahr 1945 das Konzentrationslager Auschwitz befreit wurde. In der ganzen Welt ist der Name Auschwitz zum Symbol für die staatlich organisierte Unmenschlichkeit des nationalsozialistischen Regimes, für Terror und den millionenfachen Mord an Juden und anderen Verfolgten geworden. Der Name Auschwitz steht stellvertretend für alle Konzentrationslager und für ein System menschenverachtender Gewaltherrschaft. Die niedersächsische Justizministerin, Antje Niewisch-Lennartz, wird in ihrem Vortrag den Beitrag beleuchten, den die Justiz zu dem Unrecht der NS-Zeit geleistet hat. Seit 1996 soll der Gedenktag für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft am 27. Januar an eine dreifache Verpflichtung erinnern: Die Opfer und Verfolgten nicht namenlos werden und dem Vergessen anheim fallen zu lassen, den Überlebenden und ihren Angehörigen mit Respekt und Mitgefühl zu begegnen und in der nachwachsenden Generation die Bereitschaft zu wecken, für die Menschenwürde und den Respekt vor Andersdenkenden, für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit einzutreten. Veranstalter: Hansestadt Lüneburg (Eintritt frei).

28. Januar, 16 Uhr, Leuphana Universität, Hörsaal 4, Scharnhorststr. 1
"Die Erinnerung an den Soldatentod als politisches und ethisches Problem", Vortrag von Prof. Rolf Wernstedt
Es ist politisch und moralisch nicht schwer, sich in der Erinnerung an die Opfer politischer Herrschaft und grausamer Kriege mit den Opfern zu identifizieren. Das ist in jeder Hinsicht richtig und im Respekt vor den Toten auch notwendig. Wie geht man aber mit den Soldaten um, die beispielsweise im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite gekämpft haben? Der Zweite Weltkrieg war ein vom nationalsozialistischen Deutschland begonnener Eroberungs- und im Osten Vernichtungskrieg. Waren die auf deutscher Seite kämpfenden Truppen alle Täter oder Opfer oder beides zugleich? Welche Wertungen stehen uns zu, wenn wir die moralische Qualität der dreizehn Millionen unter deutschen Waffen stehenden Soldaten beurteilen wollen? Welche Folgerungen zieht man aus der Tatsache, dass es Teile der Wehrmacht gab, die sich an Verbrechen beteiligt haben? Wie geht man mit den Kriegsverbrechen anderer Armeen um, ohne die politischen Verantwortlichkeiten zu verwischen? Wie entgeht man der verheerenden Situation nach dem Ersten Weltkrieg, als es nicht gelang, die schrecklichen Erlebnisse des Krieges in wirksame Friedenspolitik zu verwandeln, sondern die Erinnerung an die toten Soldaten zu neuer Kriegsvorbereitung missbraucht wurde? Es ist von höchstem politischem Interesse, dazu eine qualifizierte Meinung zu entwickeln, weil damit das heutige Selbstverständnis unseres Landes und Europas berührt wird.
Prof. Rolf Wernstedt ist unter anderem Präsident der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft sowie Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates und des Landesverbandes Niedersachsen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.. Von 1990 bis 1998 war er Niedersächsischer Kultusminister, von 1998 bis 2003 Präsident des Niedersächsischen Landtages. Veranstalter: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und Hansestadt Lüneburg (Eintritt frei).

Freitag, 29. Januar, 15 Uhr, Treffpunkt Heiligengeiststraße 28, DGB Haus
Stadtrundgang "Stolpersteine" und daran anschließend
Ausstellungseröffnung "Stolpersteine" etwa 16.30 Uhr, VHS, Haagestr.4
Der Stadtrundgang führt zu den in Lüneburg bereits vorhandenen Stolpersteinen und informiert über die Schicksale, die sich hinter den Namen verbergen. Die Ausstellung Stolpersteine in Lüneburg wird vom 25. Januar bis 6. März in der VHS gezeigt (s.o.). Zum Rundgang, der Ausstellungseröffnung und evtl. Diskussion wird herzlich eingeladen. Veranstalter: Geschichtswerkstatt Lüneburg in Kooperation mit der Volkshochschule (Teilnahme kostenfrei).

Die "Euthanasie"-Gedenkstätte Lüneburg im alten Badehaus am Wasserturm auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik Lüneburg, Am Wienebütteler Weg 1, ist jeweils am dritten Samstag eines Monats geöffnet und kann an diesen Tagen ohne Anmeldung besichtigt werden. Die nächsten Öffnungstermine sind der 16. Januar und der 20. Februar jeweils von 11 bis 14 Uhr. Eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Gedenkstätte steht den Besuchern für Fragen zur Verfügung. Führungen von Gruppen (ab fünf Personen) oder Führungen kleinerer oder größerer Gruppen bis maximal 25 Personen außerhalb der oben genannten Öffnungszeiten sind nach Absprache möglich. Anmeldung und Terminvereinbarung über Tel. 04131-60-1302 (Eintritt frei).